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Kommunaler Aktionsplan Inklusion - 5. Bürgerwerkstatt "Kultur-Freizeit-Sport"

Am 24.04.2013 fand die 5. Bürgerwerkstatt "Kultur-Freizeit-Sport" im Rahmen der Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplanes - Auf dem Weg zur inklusiven Kommune statt.

Herr Oberbürgermeister Georg Rosenthal lud zur 5. und somit vorletzten Bürgerwerkstatt mit dem Thema "Kultur-Freizeit-Sport" Menschen mit Behinderungen, Fachleute und die Öffentlichkeit ins Würzburger Rathaus ein. Inhaltlich ging es dabei um die Umsetzung des Art. 30 der UN-Behindertenrechtskonvention - Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport und das Recht von Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen am kulturellen Leben teilzunehmen. Dazu gehören auch der Zugang zu kulturellem Material, Vorstellungen, Orten und Dienstleistungen und die Schaffung von Möglichkeiten, das eigene kreative, künstlerische und intellektuelle Potential zu entfalten.

Die hohe Teilnehmerzahl von ca. 85 Gästen zeigte die Wichtigkeit dieses Handlungsfeldes für Menschen mit Behinderungen.

Frau Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake eröffnete die Veranstaltung. Sie ging auf die enorme Bedeutung des Kultur- und Freizeitbereichs als wesentlicher Bestandteil des sozialen Lebens ein. Kultur und Freizeit zählen zu der schönen Seite des Lebens, frei von Verpflichtung und Arbeit, in dem Aktivitäten selbst bestimmt werden können. Dies bedeutet für jeden Einzelnen persönliche Freiheit im Sinne von Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung, trägt zum Abbau von Vorurteilen und Berühungsängsten bei und führt zu einer Zunahme von Akzeptanz und Toleranz.

Sport bezeichnete sie als großartige Möglichkeit zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen und stellte einen Zusammenhang zwischen "Sport ist Aktivität und Bewegung und Bewegung ist ursprüngliches Mittel der Kommunikation und damit ein Schritt in Richtung Inklusion" her.

Weiterhin führte aus, dass es im Interesse jeder Kommune liegt, vielfältige und breitgefächerte Angebote zur Verfügung zu stellen und für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung einer barrierefreien Freizeitstruktur, als kommunale Aufgabe, Sorge zu tragen.


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Anschließend berichtete Herr Kultur-, Schul- und Sportreferent und Stadtschulrat Muchtar Al Ghusain wie sich dieser Bereich in unserer kommunalen Landschaft darstellt. Er nannte Beispiele gelungener Inklusion wie z.B. die Aktivitäten des Vitalsportvereins, das Lesecafe in der Stadtbücherei, Führungen für Menschen mit Hörbehinderung im Museum Kulturspeicher und den Paartanz des Vereins für Rollstuhlfahrer. Weiterhin führte er aus, dass die bereits vorhandenen Angebote für Menschen mit Behinderungen geöffnet und zugänglich gemacht werden müssen. Grundsätzlich muss überlegt werden, ob es nicht sinnvoll ist, die vorhandenen Mittel für Pilotprojekte der Inklusion einzusetzen und damit eine Signalwirkung zur Bewusstseinsbildung zu erzielen.

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Einführungsvortrag Herr Muchtar Al Ghusain, Kultur-, Schul- und Sportreferent Einführungsvortrag Herr Muchtar Al Ghusain, Kultur-, Schul- und Sportreferent, 812 KB

Weiterhin hatte sich Herr Hermann Schneider, Intendant des Mainfranken Theaters Würzburg, bereit erklärt, über das Mainfranken Theater zu berichten. Er sprach über die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Gesellschaft. Die Aufführungen greifen gesellschaftliche Themen und Probleme auf, sind Reibungsflächen, die Auseinandersetzungen anregen. Barrierefreiheit im Denken wird hier angeregt und umgesetzt. Danach ging er auf den derzeitigen baulichen Zustand des Mainfranken Theaters ein, das nicht barrierefrei ist und unterstrich die Notwendigkeit der anstehenden Sanierung, mit der dann auch die Barrierefreiheit umfänglich hergestellt wird. Zum Abschluss berichtete Herr Schneider über das Theater "Augenblick", eine gelungene Zusammenarbeit des Mainfranken Theaters mit den Mainfränkischen Werkstätten und wünschte sich für die Zukunft ein "Theater ohne Grenzen".

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Auf welche Schwierigkeiten Menschen mit Behinderungen treffen, wenn sie am kulturellen Leben teilhaben oder sich sportlich betätigen wollen, berichtete Herr Roland Franz, stellv. Kommunaler Behindertenbeauftragter und stellv. Vorsitzender des Behindertenbeirats. Er erzählte einige Episoden aus seinem Alltag. Opern, die in der Regel sehr schwer zu verstehen sind, sind für blinde Menschen eine Herausforderung, da sie die Darstellung auf der Bühne nicht sehen und den Fließtext nicht lesen können. Des weiteren sprach er über ein Erlebnis in einer Kunstausstellung, in der er ein Kunstobjekt berührte, um dieses "zu sehen" und zu verstehen. Dadurch entstand ein Konflikt mit einem Museumsmitarbeiter. Herr Franz betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es ist, für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren. Außerdem müssen kulturelle Angebote konzeptionell und pädagogisch auf Menschen mit Behinderungen ausgerichtet bzw. erweitert und entsprechende Angebote zur Verfügung gestellt werden. Für die Zukunft wünschte Herr Franz sich den vermehrten Einsatz von Audiodeskription.

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Nach der Pause erarbeiteten die Teilnehmer in zwei Arbeitsgruppen zu den Themen Kultur (Museen, Theater, Bibliotheken, Kinos, Sehenswürdigkeiten) und Freizeit / Sport (Gastronomie, Feste, Veranstaltungen, öffentl. Freizeitanlagen und Spielplätze, OBA offene Behindertenarbeit sowie Fahrradwege, Sportangebote und Sportanlagen), welche Angebote in Würzburg bereits vorhanden sind, wo Handlungsbedarf besteht und was die zukünftige Situation verbessern kann.

Zentrale Resultate der Arbeitsgruppen waren u.a. die Umsetzung eines Konzeptes für ein barrierefreies Theater sowie die barrierefreie Erschließung von Sport- und Veranstaltungsstätten. Gewünscht wurden Aufführungen in leichter Sprache bzw. mit Untertitel für gehörlose und schwerhörige Menschen und das Ausweisen von ausreichenden Rollstuhlplätzen für Zuschauer.
Dabei wurde immer wieder auch auf die Notwendigkeit der Verbesserung der Information über vorhandene Angebote hingewiesen. Erforderlich sind Flyer, Broschüren in leichter Sprache, mit Fax-Nummer bzw. e-mail für gehörlose und schwerhörige Menschen und auch Mund-zu-Mund-Propaganda.
Ein weiteres Anliegen waren Eintrittsermäßigungen für alle Menschen mit Behinderungen bei Veranstaltungen und beim Besuch von kulturellen Stätten unabhängig vom Grad der Behinderung sowie die vermehrte Förderung von inklusiven und generationenenübergreifenden Projekten.

Im Folgenden finden Sie die Kurzdokumentation der 5. Bürgerwerkstatt "Kultur-Freizeit-Sport":

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Nun ist es Aufgabe des Begleitgremiums und der Lenkungsgruppe aus diesen Ergebnissen und aus der Bestandserhebung Maßnahmen zu entwickeln, die die Kommune umsetzen kann.

Bürgerinnen und Bürger, die nicht an der Bürgerwerkstatt teilnehmen konnten, können mit ff. Kurzfragebogen Anregungen und Wünsche zum Thema "Kultur-Freizeit-Sport" einbringen, die dann in die Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplanes mit einfließen.

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