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Katastrophe in der Berufsschule!

Zum Glück nur eine Übung der Feuerwehr und Rettungsdienste!


Quelle: Artikel der Mainpost vom 23. Mai 2011externer Link

Ein ohrenbetäubender Knall. Plötzlich ist überall Staub. Panisch herumlaufende Jugendliche, einige stürzen und bleiben liegen. Noch kurz vorher hatte ein Meister der Franz-Oberthür-Schule einer Schülergruppe erklärt, welche Maschinen zur Metallbearbeitung in der Werkstatt stehen.

Katharina trifft ein dumpfer Schlag am Kopf. Dunkelheit. Stille. Die jungeKatastrophenübung2011--5 Frau fühlt warmes, zähflüssiges Blut über ihr Gesicht rinnen. Das nächste, was sie sieht, sind Feuerwehrleute, die rasch an ihr vorbeirennen. Ein Mann bleibt stehen, berührt sie sachte am Arm. „Es kommt gleich einer und kümmert sich um Dich!“, sagt er, hängt ihr ein Erkennungsschild um den Hals und rennt weiter.

Es war kein einfaches Katastrophenszenario, das die Würzburger Rettungsdienste, die städtische Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr erwartete. Beim Schweißen in einer Werkhalle der Berufsschule ist eine Gasflasche explodiert. Das Hallendach ist zum Teil eingestürzt, ein Pkw brennt, ein anderer ist verschüttet. Insgesamt 52 Patienten müssen die rund 120 Einsatzkräfte versorgen.

„Wir wollten mit der Übung testen, ob alle Hilfsorganisationen gut aufeinander abgestimmt sind“, erklärte Übungsleiter Ltd. Branddirektor Franz-Josef Hench Hench. Außerdem sei geprüft worden, ob bei einem derart umfassenden Unglück die Alarmierungspläne der umliegenden Krankenhäuser funktionieren.

Katharina muss nicht lange warten. Hilfe naht: vier Feuerwehrmänner heben sie vorsichtig auf eine Trage, transportieren sie aus der Halle und setzen sie ab - in die pralle Sonne. „Nun ja“, erklärt sie später: „Das war nicht angenehm, aber in diesem Moment schon richtig.“ In einer solchen Lage habe keiner einen genauen Überblick. Auch müssten erst die Schwerverletzten aus der Halle gerettet werden“, weiß die 21-Jährige. Selbst ist sie seit zwei Jahren aktives Mitglied beim Schweinfurter BRK. Helfen ist ihr Hobby: Als Sanitäterin ist sie vor allem den Sommer über im Einsatz auf Weinfesten oder Partys und anderen Großveranstaltungen. „Da sieht es natürlich nicht so schlimm aus wie hier, meistens geht es nur um kleine Blessuren“, erzählt sie.

Spektakulärer die Übung: Neben Katharina bietet sich ein Bild wie in einem Kriegslazarett. Unter den wenigen Büschen am Rande des Schulhofs liegen auf Tragen rund 20 aneinandergereihte Verletzte: ein junger Mann hat eine offene Wunde am Oberschenkel, ein Stück Knochen ragt aus dem Fleisch, ein Junge hat an Beinen und Armen tiefe Schürfwunden, einem Mädchen rinnt Blut aus Mund und Nase. Manche haben bereits einen Wundverband um, andere warten noch.

Angespannt arbeiten die Helfer. Doch je länger die Übung dauert, desto ausgelassener wird hier die Stimmung: Irgendwann wird gelacht und über das Aussehen das Nachbarn gespottet. Erste Helfer denken schon ans Zusammenpacken und machen sich Sorgen, dass ihre Ausrüstung auch im richtigen Wagen landet.

Katastrophenübung2011-3Zur gleichen Zeit ist Notärztin Helga Günther noch hochkonzentriert. Sie ist eine von acht Notärzten, die im Einsatz sind. Auf der anderen Seite des Gebäudes steht ein Wagen, auf dessen Windschutzscheibe ein massiver Betonblock gestürzt ist. Mit Hebekissen hat die Feuerwehr das Tonnen schwere Drum bereits angehoben und mit Holz unterbaut. Doch der Fahrer sitzt noch drin. „Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen, hatte kein Gefühl mehr und hat über Rückenschmerzen geklagt“, sagt die Anästhesistin der Uniklinik. Ein Wirbelsäulentrauma, außerdem sind gleich mehrere Rippen gebrochen, diagnostiziert sie. Mit einem Schmerzmittel hat ihn die Ärztin betäubt, um plötzliche Schmerzen bei Bewegungen zu verhindern.

Helfer der Feuerwehr retten ihn über die Heckklappe und mit einer Schaufeltrage, die verhindert, dass seine Wirbelsäule unnötig Schaden nimmt. Ein Rettungsassistent von den Maltesern kümmert sich um alle weiteren Schritte, sorgt für eine Sauerstoffmaske und Nährlösung. „Er muss äußerst vorsichtig transportiert werden, möglichst mit einem Hubschrauber“, weist er die Feuerwehrleute an.

Derweil ist für Katharina die Übung fast vorüber: In ruhigem Schritt schieben sie – inzwischen trägt sie um ihren Kopf einen riesigen Verband - zwei Helfer in einen der bereitstehenden Krankenwagen. Misstrauisch beobachtet ein Nachbarskind die Szene, zupft seine Mutter am Rock und sagt „Ach die spielen doch nur.“ Sein Blick verrät, dass ihm das Geschehen doch nicht ganz geheuer ist. In der ansonsten ruhigen Von-Luxburg-Straße stehen fast 20 Krankenwagen in Reih und Glied und warten auf Patienten.


 

Fotos: Obermeier/Mainpost
 

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