Mozart-Areal nach Sanierung neu eröffnet

Ein Gebäude für die ganze Stadt

Mozartareal Einweihung-10
Mozartareal Einweihung-10
Leuchtendes Beispiel 50er-Jahre-Architektur mit modernem Innenleben. Der Hufeisentrakt der Mozartschule beherbergt nicht nur Musikhochschule und Musikschule, sondern steht auch als Ausstellungsraum zur Verfügung.

Nach etwa dreieinhalb Jahren Bauzeit hat die Stadt Würzburg die Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Mozart-Gymnasiums abgeschlossen und den „Hufeisentrakt“ und damit das gesamte Mozartareal gegenüber der Residenz offiziell eröffnet und feierlich eingeweiht. Über 100 Personen nahmen am 27. September in der lichtdurchfluteten ehemaligen Schulaula an dem Festakt teil, mit dem eine wechselvolle Geschichte und ein Bürgerentscheid ihr Ende finden.

Schicksalhafter Tag für das Mozart-Areal

27. September 1790, 2018 und schließlich 2024: In der Geschichte des Mozartareals ist der 27. September ein besonderes Datum. „Am 27. September 1790 machte Wolfgang Amadeus Mozart Rast in Würzburg und berichtete seiner Frau Constanze in einem Brief von der ‚schönen, prächtigen Stadt‘. Am 27. September 2018 führte der Würzburger Stadtrat einen ersten Sanierungsbeschluss für den Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles mit bildungs-kultureller Nutzung herbei und jetzt, am 27. September 2024, findet die Eröffnung des sanierten Hufeisenflügels statt“, führte Oberbürgermeister Christian Schuchardt beim Festakt aus – und schuf damit eine Verbindung der ideellen wie auch baulichen Geschichte des nun sanierten Gebäudekomplexes. Modern und in das Gesamtkonzept passend, reflektiere die Sanierung den Stil der 50-er Jahre, so Schuchardt und bedankte sich an dieser Stelle besonders beim Architektenteam Grellmann, Kriebel, Teichmann & Partner für die sensible Ausführung.

Mozartareal Einweihung-4
Mozartareal Einweihung-4
Blick in den neuen und zugleich alten Veranstaltungssaal der Mozartschule: Oberbürgermeister Christian Schuchardt begrüßte die Gäste bei der Einweihung des sanierten, denkmalgeschützten Ensembles.

Ein Gebäude wie damals, oder doch nicht?

Im Grunde wurde es von links auf rechts gedreht, das Gebäude der neuen Mozartschule – aber man sieht es dem Gebäude nicht an, was nun in ihm steckt. Das Architektenbüro GTK aus Würzburg hat bei der Sanierung des 50-er-Jahre-Komplexes in nur fünf Jahren Maßstäbe gesetzt. Die „zeitlosen gestalterischen Stilqualitäten des Hauses“ wurden wiedererweckt, während es jetzt zeitgemäßen, energetischen und ökologischen Anforderungen gerecht wird. Farbe, Atmosphäre, Stil bringen die Lebendigkeit, Heiterkeit und Leichtigkeit der 1950er-Jahre zurück - denkmalpflegerisch wurde erhalten und ergänzt, während, wie Rainer Kriebel anschaulich ausführte, das Herz des Hauses jetzt im Takt heutiger Energiestandards, mit Deckenheizung, mit Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Regenwasserrevision schlägt und auch noch ganz dezent barrierefrei wurde. Die beiden Eingänge in Max- und Hofstraße wurden begrünt und der Öffentlichkeit als Freiraum zur Verfügung gestellt.

Da ist Musik drin

In der alten Mozartschule, in der von 1957 bis 2001 unzählige Schülerinnen und Schüler ihre Schulzeit verbrachten, sind nun die Hochschule für Musik, deren einstiger Direktor Hermann Zilcher das Mozartfest gründete, die Sing- und Musikschule, das städtische Mozartfestbüro mit Kartenbüro, die VR-Bank im überwiegenden Teil des Windmühlentrakts untergebracht. Ein Glücksfall für die in der Nachbarschaft gelegene Hochschule für Musik scheint der Einzug in die neue Mozartschule zu sein. Professor Christoph Wünsch, Präsident der Hochschule für Musik, bedankte sich dafür, eng eingebunden worden zu sein, um hier nun professionelle Musikausbildung nach neuesten Standards anbieten zu können. „Wir haben äußerst ansprechende Räume für den Unterrichtsbetrieb erhalten und konnten unsere Ideen während des Baubetriebs beisteuern. Dafür danken wir dem Stadtrat, dem Oberbürgermeister und dem Architekturbüro.“ Die neuen Unterrichtsräume werden übrigens an einem Tag der Offenen Tür am 8./9. November besichtigt werden können.

Auch im Windmühlenteil, den die VR-Bank sanierte, wie im Annexbau am Theaterplatz, in dem sich Wohnungen befinden, wurden die typischen architektonischen Elemente der 1950-er Jahre beibehalten. Zentraler Begegnungsraum für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen sind die Eingangshalle und die ehemalige Aula der Schule, der neue Veranstaltungssaal.

Ein Gebäude für alle

„Das Gebäude der ehemaligen Mozartschule ist seit Jahrzehnten vielfältig und sehr emotional bei den Würzburgern verankert“, so Schuchardt: „Die Stadtgesellschaft identifiziert sich einfach mit ihrer Mozartschule.“ Und so wurde an diesem Tag auch ein Bürgerentscheid zu Ende gebracht. Stadtheimatpfleger Dr. Hans Steidle, Dr. Jochen Hofmann-Höppel und Claire Pascal, die Witwe des verstorbenen Jörg Töppner, überreichten Oberbürgermeister Christian Schuchardt als Zeichen der Anerkennung zur Umsetzung des Bürgerentscheids die gesammelten Unterlagen der Bürgerinitiative „Rettet das Moz.“ Hofmann-Höppel dankte Schuchardt für einen immer respektvollen Umgang in fachgerechten und zielorientierten Gesprächen. Der Bürgerentscheid im Jahr 2015 hatte der Stadt Würzburg die Aufgabe mitgegeben, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten und einer kulturellen Nutzung zuzuführen.

Mozartareal Einweihung-8
Mozartareal Einweihung-8
Claire Pascal, Dr. Jochen Hofmann-Höppel und Dr. Hans Steidle (v.li) überreichen Oberbürgermeister Christian Schuchardt (ganz li.) den Nachlass Jörg Töppners, die Unterlagen der Bürgerinitiative "Rettet das Moz".

Beginn der Sanierungsmaßnahmen, die vom Freistaat gefördert wurden, war daraufhin im März 2021 mit dem Rückbau von Schadstoffen, im gleichen Jahr fand der Spatenstich statt. Federführend wurde das Projekt vom Fachbereich Hochbau der Stadt Würzburg umgesetzt, externes Architekturbüro waren GKT Architekten Grellmann, Kriebel, Teichmann & Partner. „Die Bauphase“, so Stadtbaurat Benjamin Schneider, „fiel in eine Zeit, die von schwierigen Rahmenbedingungen gekennzeichnet war“. Dazu gehörten pandemiebedingte Lieferengpässe, Energie-, und Baukostensteigerungen wie auch reduzierte personelle Ressourcen aufgrund des Fachkräftemangels. Das ambitionierte Projekt ende nun in einer „beispielhaften Sanierung und gelungenen Revitalisierung eines Nachkriegsgebäudes, die aktuellen Aufgabenstellungen und der Bedeutung eines stadtbildprägenden Gebäudes der Nachkriegsära in Würzburg Rechnung trägt. Es ist ein Gebäude für alle geworden!“ Und im Resümee: „Eine intensive, manchmal vielleicht schmerzhafte Auseinandersetzung in der Sache hat sich gelohnt“, so Schneider: „Würzburg erhält mit diesem einer neuen Nutzung zugeführten Nachkriegsbau ein echtes Juwel.“

Mozartareal Einweihung-9
Mozartareal Einweihung-9
Ende eines 25-jährigen Diskurses rund um den Erhalt des 50er-Jahre-Baus mit v.li. Stadtheimatpfleger Dr. Hans Steidle, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Claire Pascal, Dr. Jochen Hofmann-Höppel (BI „Rettet das Moz“.)

Im Herbst wird im Foyer eine Ausstellung der Heiner-Reitberger-Stiftung mit den Architekten die historische Entwicklung des Gebäudes zeigen. Die Hochschule für Musik und die Sing- und Musikschule, die im östlichen und westlichen Flügel untergebracht sind, gestalteten den Festakt musikalisch. Die Auswahl ihres letzten Musikstücks war besonders von der Entstehungszeit der Mozartschule beeinflusst: Mit Paul Desmonds „Take Five“, dem Welterfolg von 1959, endete sowohl der Festakt zur Einweihung als auch ein 25-jähriger Diskurs, aus dem der Oberbürgermeister folgenden Schluss zog: „Arbeite kooperativ mit Bürgerinitiativen, versende mit Bürgerentscheiden Briefwahlunterlagen, desto legitimierter sind Entscheidungen und die Folge wird sein, dass die Stadtgesellschaft die Gewinnerin ist.“

Der Einladung der Stadt Würzburg zum Festakt folgten die Abgeordneten des Bayerischen Landtags Kerstin Celina, Volkmar Halbleib, Vertreter der Katholischen, Evangelischen Kirche, der muslimischen Gemeinden, Bezirkstagspräsident Stefan Funk, Roman Zirngibl (Regierung von Unterfranken), Landrat Thomas Eberth, die ehemaligen Oberbürgermeister Jürgen Weber und Dr. Pia Beckmann, Mitglieder des Stadtrates, der Leiter des Referats für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft, der ehemalige Direktor des Mozart Gymnasiums Hugo Hauck.

Rückschau auf die Geschichte

Die ehemalige Mozartschule war als Bau der Nachkriegsmoderne auf den Grundmauern der Maxschule entstanden. Gebaut 1858, handelte es sich bei der Maxschule um ein repräsentatives, nobles Gebäude, das diverse architektonische Epochen zitierte, aber im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. 1950 standen noch die ausgebrannten Fassaden. Rudolf Schlick gilt als Baumeister des neuen Gebäudekomplexes, der zwischen 1955 und 1957 errichtet wurde als zeitgemäße neue Mädchenschule „Mozartschule“ auf dem über 7.000 Quadratmeter großen Areal. Es entstand ein funktionales Gebäude in der Formensprache der Nachkriegsmoderne und wurde als solches 1995 in die Denkmalliste aufgenommen. Nach dem Auszug des Gymnasiums im Jahr 2000 gab es Überlegungen, den innerstädtischen Standort in der Nähe der Residenz neu zu beleben; zur Diskussion standen Verkauf, Abriss, Einzelhandelsnutzung. 2005 beschloss der Stadtrat die Überplanung des Areals für Einzelhandel, Gastronomie, Wohnnutzung. Die erneute Eröffnung des Bieterverfahrens für Investoren für einen Einzelhandelsstandort wurde mit dem Bürger- und Ratsentscheid 2015 beendet. Der Bürgerentscheid erreichte das Quorum, der Ratsentscheid blieb darunter. Damit hatte die Stadtverwaltung den Auftrag, das Gelände nicht zu veräußern und stattdessen das Gebäude unter Beibehaltung des denkmalgeschützten Bestandes einer Nutzung für Bildung und Kultur zuzuführen. Am 27. September 2018 beschloss der Stadtrat schließlich die Umsetzung einer zuvor durchgeführten Machbarkeitsstudie unter dem Titel „Mozarteum“.

Fotos: Claudia Lother


(27.09.2024)

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