Geschenk an die Stadt:
Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Burkhard Hose, Dr. Josef Schuster und Daniel Osthoff (v.li.) enthüllen das Yehuda-Amichai-Denkmal im Ringpark. (c) Petra Steinbach
Drei in Würzburg aktive Gesellschaften – der Würzburg liest e.V., die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Würzburg und Unterfranken und die Leonhard-Frank-Gesellschaft – sowie zahlreiche private Spenderinnen und Spender schenkten der Stadt Würzburg ein Denkmal zu Ehren des 1924 in Würzburg geborenen israelischen Dichters Jehuda-Amichai.
In einer kleinen Zeremonie wurde das Denkmal nun im Ringpark, an der Ecke Jehuda-Amichai-Straße und Friedrich-Ebert-Ring, offiziell übergeben und enthüllt.
Amichai selbst verwendete die Schreibweise seines Vornamens sowohl mit J als auch mit Y, was sich in Würzburg nun mit einem Yehuda-Amichai-Denkmal in der Jehuda-Amichai-Straße widerspiegelt.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt dankte in seinem Grußwort den Schenkenden für „ihren Gestaltungswillen, ihr Engagement und für ihre pragmatische Umsetzungskraft.“ „Ich nehme das Geschenk gerne für die Stadt Würzburg an. Wir werden dieses Ehrenmal sehr achtsam pflegen, genauso wie wir das Andenken an Jehuda Amichai wahren“, so Schuchardt. Er lobte die schnelle Umsetzung – von der Idee der Initiatoren Burkhard Hose von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Daniel Osthoff vom Verein Würzburg liest bis zur Enthüllung vergingen gerade einmal 4 Monate, in denen verschiedene Stellen reibungslos und zügig Hand in Hand arbeiteten. Seinen besonderen Dank drückte er dem anwesenden Künstler Michael Ehlers aus Reichenberg aus, der das Denkmal entworfen und die Umsetzung technisch begleitet hat.
Das Denkmal besteht aus einem knapp 3 Meter hohen Stein, vor den eine Cortenstahlplatte gesetzt ist, in die die ersten Zeilen eines der bekanntesten Amichai-Gedichte gefräst sind: "AN DEM ORT, AN DEM WIR RECHT HABEN, WERDEN NIEMALS BLUMEN WACHSEN IM FRÜHJAHR." Die seitlich angebrachte Unterschrift sowie das im oberen Bereich platzierte Porträt Amichais, dem eine Fotografie der Würzburger Fotografin Petra Winkelhardt aus den 1990er Jahren als Vorlage diente, prägen das Denkmal, zu dem auch ein vorgelagerter Stapel von fünf Büchern Amichais gehört, darunter sein Roman "Nicht von jetzt, nicht von hier", der in Würzburg spielt. Über einen QR-Code gelangt der interessierte Betrachter zu einer kurzen Biographie des Dichters und den Namen der Spenderinnen und Spender.
Burkhard Hose skizzierte in seiner Rede den Menschen Jehuda Amichai, der sich selbst nichts aus Ehrungen machte und sich nicht als Dichter sah, sondern als „Mensch, der Gedichte schreibt“. Deshalb ist es wichtig, dass ein Denkmal im Sinne Amichais entstand: „Das Denkmal selbst musste so aussehen, dass es nicht zu einem Podest für einen verstorbenen Dichter würde, sondern zu einem Ort, an dem sich Gedichte Jehuda Amichais mit dem Alltag der Menschen in der Gegenwart verbinden. Michael Ehlers ist es zu verdanken, dass dieser Ort entstanden ist, an einem Platz, an dem viele Menschen, vor allem junge Menschen, unterwegs sind - zwischen Mensa und Stadt, um kurz im Ringpark zu verschaufen oder ungeduldig an der Ampel wartend. Unser Wunsch ist, dass Menschen dieses Denkmal in ihren Alltag einbinden ohne davor in Ehrfurcht zu erstarren. Im besten Fall macht es Lust, Amichais Gedichte zu lesen“, so Hose.
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde Würzburg, lobte das Denkmal in seiner Ansprache als „markant und höchst gelungen“. Auch er sah im gewählten Standort einen „guten Ort“. Er wünschte sich, die täglich hier vorbeikommenden Studierenden würden den Begriff Denkmal durchaus auch einmal wörtlich nehmen - denk mal!
(3.11.2024)