Bürgersozialpreise 2024: Annette Wolz und Perspektive e.V. überzeugen mit ihren Konzepten und ihrer Ausdauer

Hinter dem Verein „Annettes Kinderturnen“ steht die Person Annette Wolz und ihre Philosophie „Die Welt ist bunt“. Laut Sozialreferentin Dr. Hülya Düber spiegelt dieses Motto die Überzeugung wider, dass Vielfalt bereichernd ist und dass jeder, unabhängig von körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, einen Platz im Sport und in der Gemeinschaft haben sollte: „Mit unermüdlichem Einsatz bietet Frau Wolz seit über 23 Jahren inklusive Sport- und Bewegungsangebote an. 

Als einzige Trainerin in Bayern mit einem Neuro-Reha-Schein ermöglicht sie es Kindern mit und ohne Handicap, gemeinsam zu lernen und Spaß zu haben.“ Die 20 Stunden ehrenamtlicher Einsatz Woche für Woche für den Verein mit inzwischen 200 Mitgliedern überzeugten die Jury, diese Leistung aus einem Feld von 16 Nominierungen noch einmal hervorzuheben und mit einem von zwei Bürgersozialpreisen im Jahr 2024 auszuzeichnen.

Den anderen Preisträger des Abends stellte Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Festgästen im Ratssaal näher vor: „Im Jahr 2006 wurde der Integrationsverein ‚Perspektive ALeQ‘ aus dem Engagement einer Gruppe von Spätaussiedlern am Heuchelhof gegründet. Sie wollten sich für jugendliche Zuwanderer einsetzen, die in ihrer neuen Umgebung oft orientierungslos waren und Gefahr liefen, sozial abzurutschen. Während einer mehrtägigen Fahrradtour entstand die Idee, eine Fahrradwerkstatt einzurichten, in der die Jugendlichen ihre Räder unter Anleitung selbst reparieren konnten. Schrittweise entstand so nach und nach ein erfolgreiches Konzept. 18 Jahre später gibt es Probierwerkstätten für den Holz-, Metall- und Elektrobereich sowie eine Küche.“ 

Der Vereinsgründer und Werkstattleiter Alexander Himmrich nahm nun ebenfalls den Bürgersozialpreis entgegen. Das Projekt habe nicht nur bei vielen Jugendlichen das Interesse für handwerkliche Berufe geweckt, der Verein ist auch aus dem Stadtteilleben nicht mehr wegzudenken und verbindet Menschen - ganz unabhängig von Sprache und Kultur.

Die zwei außergewöhnlichen Praxisbeispiele für Engagement belegten, was Jun.-Prof. Dr. Ulrike Zeigermann zuvor in ihrem Festvortrag „Nachhaltigkeit und Ehrenamt“ anhand von Umfragedaten aus dem Landkreis und der Stadt Würzburg hergeleitet hatte. Ehrenamt hat in Würzburg noch einmal einen höheren Stellenwert als in Bayern – in Würzburg engagieren sich 41,8 % der Bevölkerung. Viele kommen bereits in jungen Jahren dazu, sich ehrenamtlich einzubringen und empfinden dies nur selten als Stress, sondern seien vielfach sogar bereit, weitere Aufgaben zu übernehmen. Viele Befragte gaben an, selbst viel dazugelernt zu haben und sich stärker als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen: „Ehrenamt ist ein wichtiger Teil der Lösung und ein guter Begleiter nachhaltiger Prozesse“, betonte Zeigermann, die Nachhaltigkeit eine wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimension zugeschrieben hatte.

Ein breites Spektrum ehrenamtlichen Engagements decken auch die weiteren 14 Nominierten ab, die 2024 zwar nicht mit einem Preis bedacht wurden, aber großen Applaus ernteten. Dr. Düber betonte nach einer langen Präsentation über diese Vereine und Einzelpersonen: „Es ist wirklich eine Ehre, diese Kurzportraits vorzutragen. Es berührt mich zutiefst. Unsere Bürgerinnen und Bürger können sich glücklich schätzen, solche Angebote vor Ort zu haben.“ Ans Publikum gerichtet fuhr sie fort: „Sie können sich bestimmt vorstellen, wie schwer es der Jury gefallen ist, eine Entscheidung zu treffen.“

Die Vorschläge, wer den Bürgersozialpreis verdient hätte, kommen traditionell ebenfalls direkt aus der Bürgerschaft, diesmal waren folgende Initiativen nominiert: die Koordinierungsstelle für das Ehrenamt der Lebenshilfe Wohnstätten GmbH Mainfranken, der Stadtverband Würzburg der Kleingärtner e.V., die Tafel Würzburg e.V., das Künstler:innenkollektiv „MoNaden e.V., der Seniorenkreis Oberdürrbach, das Zukunftswerk e.V., das Drohnenprojekt F.L.I.G.H.T. der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die offene Begegnungsgruppe des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDI) des Erthal Sozialwerks, HERMINE e.V., der Hätzfelder Kreis e.V., die Seniorenvertretung der Stadt Würzburg, der Bürgerverein Heuchelhof e.V. Neben Annette Wolz zudem folgende Einzelpersonen: Margarete Bauer, die inzwischen bundesweit Aufklärungsarbeit über die seltene Krankheit Morbus Menière leistet und Werner Grübl, der die Finanz- und Mitgliederverwaltung des Würzburger Hospizvereins seit 2019 höchst professionell bewerkstelligt.

Die Preisgelder für den Bürgersozialpreis werden aus städtischen Mitteln zur Verfügung gestellt und vom Lions Club Würzburg-West um 1000 € aufgestockt. Zweimal 750 € wurden in diesem Jahr als Anerkennung überreicht. Die musikalische Umrahmung des Festakts übernahm das Duo Nikolaus Jira (Piano) & Thomas Eilingsfeld (Kontrabass).

(19.12.2024)

Bürgersozialpreis 2024-12
Bürgersozialpreis 2024-12
Anerkennung für ehrenamtliches Engagement über Jahrzehnte: Stadträtin Christa Grötsch, Stadträtin Gisela Pfannes, Dr. Klaus-Peter Heigel (Lions Club Würzburg-West, Past-Präsident), Alexander Himmrich, die Leiterin des Aktivbüros Kirstin Funk, Annette Wolz, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Stadtrat Lysander Laier, Dr. Klaus Friederich (Lions Club Würzburg-West, Schatzmeister) und Dr. David Zemanek (Lions Club Würzburg-West, Präsident) beim Festakt. Foto: Georg Wagenbrenner

>>> zurück