Mit Virtual Reality zu realem Lehrstoff

Tafel, Kreide, Schwamm haben im schulischen Alltag zwar nicht ausgedient, spielen aber nur noch eine ergänzende Rolle im Mix schulischer Infrastruktur. Die Digitalisierung bietet längst Chancen, kreativer, individueller, umfassender zeitgemäß zu lehren und zu lernen. Tablets, interaktive Whiteboards, PCs, digitale Tafeln, Beamer, Drucker, Scanner und die passende Software lassen sich aber nur dann sinnvoll in den Unterricht integrieren, wenn die Schulen auf eine zuverlässige und leistungsfähige Internetanbindung und Infrastruktur zugreifen können. Die Stadt Würzburg hat daher in den letzten vier Jahren 26 Millionen Euro in die IT-Infrastruktur der in städtischer Aufwandsträgerschaft stehenden Schulen investiert. 14 Millionen davon kamen aus Fördermitteln von Bund und Land. Davon profitieren nun über 18.000 Schülerinnen und Schüler.
14 Grundschulen, fünf Mittelschulen, ein sonderpädagogisches Förderzentrum, drei Realschulen, fünf Gymnasien und sechs berufliche Schulen in Würzburg wurden flächendeckend mit einer eigenen stabilen LAN-Infrastruktur ausgestattet, die ein ausreichendes W-LAN mit hoher Geschwindigkeit ermöglicht, erhielten je nach Anforderung digitale Klassenzimmer, digitale Tafeln, Desktop PCs, Notebooks und Tablets mit unterschiedlichen Betriebssystemen, Beamer, Großbildmonitore, Dokumentenkameras. Damit stellt die Stadt Würzburg die Infrastruktur zur Verfügung, den Kauf mobiler Endgeräte fördert der Freistaat, wenn die Schulklasse als 1:1-Ausstattungsklasse an der „Digitalen Schule der Zukunft“ teilnimmt, mit einem Zuschuss von jeweils 350 Euro.
„Wir haben den ersten Schwerpunkt auf die Vernetzung gelegt“, blickt Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg zurück. Als sie den Fachbereich Schule als zuständige Referentin im Jahr 2020 übernahm, offenbarte auch der Lockdown während der Corona-Pandemie, dass die Würzburger Schulen nicht ausreichend digitalisiert waren. „Es gab keine umfassende IT-Strategie für die Schulen, keine Mitarbeitenden dafür im Schulreferat, es war insgesamt eine große Herausforderung. Aber im engen Austausch mit den Schulen haben wir die Bedarfe erfragt, einen Standard festgelegt und von 0 auf 100 in die gesamte Infrastruktur investiert.“ Dabei reichte es nicht aus, in den Schulen Router aufzustellen, sondern bei der Verlegung von Kabeln stellte sich bisweilen heraus, dass damit beispielsweise Brandschutzdecken fehlten. „Genau diese Folgekosten sorgten für das hohe Investitionsvolumen“, so Roth-Jörg. Für die städtischen Schulen wird zudem der IT-Support übernommen. An den staatlichen Schulen wird der Support durch die jeweilige systembetreuende Lehrkraft und im Second- und Third-Support-Level von einem IT-Dienstleister gewährleistet.
Regelmäßiger Austausch, Standardisierung wo möglich
Vorgaben für die infrastrukturelle Ausstattung hat der Fachbereich Schule nicht gemacht, wie Daniela Schuster, die Leiterin des Fachbereichs, betont: „Wir standen in engem Austausch mit den Schulen, denn es ist für uns Kernaufgabe, modernes Lernen und Lehren zu ermöglichen und Kompetenzen rund um die Beherrschung digitaler Werkzeuge zu fördern. Das geht aber nur in Zusammenarbeit mit den Lehrenden.“ Um die individuellen Bedarfe zu erfragen, wurden die Schulen zu Zukunftswerkstätten eingeladen. Dabei kristallisierte sich für die Grundschulen ein vorrangiger Bedarf an Tablets, für die Mittelschulen eine verstärkte Standardisierung der digitalen Ausstattung, für die Realschulen die flächendeckende W-LAN-Ausstattung und Cloudlösungen, für die Gymnasien Beamer und mobile Endgeräte wie auch eine einheitliche Cloudlösung und für die beruflichen Schulen vor allem ein stabiles W-LAN heraus. Über den Status Quo der bislang erreichten Ausstattung gibt der nun neu aufgelegte Medienentwicklungsplan Aufschluss. Dass dieser Plan zwar ein strategisches Dokument ist, aber nur ein Zwischenstand und morgen schon überholt sein kann, darüber sind sich alle Beteiligten im Klaren. „Wir werden immer wieder Plattformen mit den Schulen schaffen“, gibt Miriam Abebe, Mitarbeiterin in der Fachabteilung Digitalisierung an Schulen, einen Ausblick. „Was heute aktuell ist, kann in zwei Monaten schon veraltet sein. Nachdem wir die Schulen mit der Hardware ausgestattet haben, liegt nun der Fokus auf der Software und hier müssen wir schnell und flexibel sein. KI ist hier gerade besonders ein Thema.“
Wie modern Schulen ausgestattet sein können, zeigen die Beispiele Jakob-Stoll-Real- und Franz-Oberthür-Schule, das städtische Berufsbildungszentrum I: „Die Jakob Stoll dient auch als Schulungszentrum zur Fortbildung von Realschullehrern und ist seit 2023/24 Teil des Pilotprojekts ‚Digitale Schule der Zukunft‘. Dort gibt es VR-Brillen, 3D-Drucker, Roboter und ein Labor. Und die Franz Oberthür bietet den angehenden Mediengestalterinnen und -gestaltern ein TV- und Tonstudio“, freut sich Bürgermeisterin und Schulreferentin Judith Roth-Jörg.
Letzten Endes gilt aber bei der Umsetzung aller Leitziele, die sich die Stadt Würzburg entsprechend der Empfehlungen des Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus für die IT-Ausstattung von Schulen gegeben hat: „Die Pädagogik hat immer Vorrang vor der Technik“, so Daniela Schuster.
Der Medienentwicklungsplan der Stadt Würzburg ist als pdf-Dokument herunterzuladen unter https://www.wuerzburg.sitzung-online.de/BI/to020.asp?TOLFDNR=50365
(24.02.2025)