100 Jahre Wolfgang Lenz: Ein Visionär, der eigene Welten schuf

Es gibt nur selten die Möglichkeit, das Werk eines Malers bei dessen Würdigung so vor Augen zu haben, wie im Würzburger Ratssaal.

Wolfgang Lenz - ian (17. März 2025)_ 1
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Dr. Johannes Sander erläutert Lenzens Werk im Ratssaal. Foto: Christian Weiß

Denn das 280 Quadratmeter große Wandgemälde zählt zu den herausragenden Werken des Würzburger Malers Wolfgang Lenz. Am 17. März wäre Lenz 100 Jahre alt geworden. In einer Feierstunde würdigte die Stadt in Anwesenheit seiner Frau Hella und Tochter Barbara das Leben und Werk des Malers, der immer mit seiner Heimat verbunden blieb.

„Wir feiern hier einen Künstler, der mit seiner Malerei nicht nur Räume, sondern auch die Sinne geöffnet hat“, betont denn auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit einem Blick auf das Wandgemälde. 1925 in Würzburg geboren, besuchte Lenz nach seinem Kriegsdienst die Kunst- und Handwerkerschule bevor er an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte. Anschließend kehrte Lenz in seine Heimatstadt Würzburg zurück und arbeitete hier mit großem Erfolg als Wandmaler.

Stark beeinflusst wurde er durch die Zerstörung seiner Heimatstadt Würzburg, die er auch in seinen Bildern verarbeitete. Dazu gehört unter anderem sein sechsteiliger Bilderzyklus der „Feuerbilder“ oder auch der „Würzburger Totentanz“, bei dem die Heiligenfiguren auf der Alten Mainbrücke als Skelette dargestellt werden.

„Wolfgang Lenz war Zeitzeuge, ein Visionär und ein Mensch, dessen Leben und Werk untrennbar miteinander verbunden sind“, betont Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Seine Kunst sei keine einfache Kunst – sie fordere vielmehr den Betrachter heraus, rege an, nachzudenken, lade aber auch ein, mit einem Lächeln und einem Funken Freude in diese Welt einzutauchen: „Er hat die Schönheit im Unvollkommenen entdeckt, hat die Kraft des Malens genutzt, um dem Chaos und der Zerbrochenheit der Welt einen neuen Blickwinkel zu verleihen.“

Wie sich dies alles im Werke Lenz widerspiegelt, erläuterte Dr. Johannes Sander direkt am Wandgemälde des Ratssaals, das in 37 Bildern die Geschichte der Stadt Würzburg wiedergibt. „Lenz arbeitet mit großer Anschaulichkeit und vielen Details, er setzt viele kleine Szenen in große Bilder um“, so Sander. Über rund 50 Meter erzählt Lenz in einzelnen Bildern hier die Geschichte der Stadt Würzburg. Von den ersten Siedlungen über die Christianisierung mit den drei Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan, über Ritter-Fehden und Bürgeraufstand, die Gründung der Universität, den Bau der Residenz, bis hin zur Neuzeit mit Drittem Reich, Deportation der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und schließlich der Zerstörung Würzburgs.

Auch der Bauernkrieg gehört dazu, der in Würzburg blutig niedergeschlagen wurde was sich heuer zum 500 Male jährt. „Lenz wirft immer wieder einen Blick auf das einfache Volk, für das er hier einen Ort schafft,“ so Sander über das Gemälde im Ratssaal. In seinen Bildern verarbeitet Lenz aber nicht nur zeitgenössische Ereignisse, sondern bringt auch Reminiszenzen auf frühere Künstler wie Walther von der Vogelweide oder Tilmann Riemenschneider.

Spannend ist aber auch, was Lenz in seinem Gemälde nicht darstellt und über was er den Mantel der Geschichte breitet – beispielsweise den 16. März 1945, den Tag der Zerstörung seiner Heimatstadt, der ihn so maßgeblich beeinflusst hat und den er auf dem Gemälde im Ratssaal mit einem schwarzen Tuch verdeckt.

Zum 100. Geburtstage sind die Werke des Malers an drei Orten in Würzburg zu sehen: Im Spiegelkabinett in der Würzburger Residenz, im Martin von Wagner Museum und im Museum im Kulturspeicher.

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