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Kommunaler Aktionsplan Inklusion - 3. Bürgerwerkstatt "Bauen und Wohnen"

Halbzeit auf dem Weg zur Inklusion!

3. Bürgerwerkstatt "Bauen und Wohnen" am 30. Januar 2013 im Rathaus

Am 30. Januar 2013 fand die 3. Bürgerwerkstatt zur Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplanes zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention statt. Herr Oberbürgermeister Georg Rosenthal lud Menschen mit Behinderungen, Fachleute und die Öffentlichkeit zu dem Handlungsfeld "Bauen und Wohnen" ins Rathaus ein.

Durch die demografische Entwicklung, die Bevölkerung wird immer älter und der Anteil von Menschen mit alterbedingten Behinderungen steigt, werden immer mehr Menschen auf barrierefreien Wohnraum und eine barrierefreie Infrastruktur angewiesen sein. 

Das Herstellen von Barrierefreiheit ist nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für die Kommunen von zentraler Bedeutung, die dadurch Abwanderungen und damit verbunden finanzielle Nachteile vermeiden können.

Frau Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake begrüßte die ca. 80 Teilnehmer/innen, eröffnete die Veranstaltung und sprach über den demografischen Wandel und das Grundanliegen der Konvention, einer inklusiven Gesellschaft, die Ausgrenzung nicht zulässt. Eine barrierefreie Wohn- und Infrastruktur ist dafür Voraussetzung, von der Alle profitieren. Jeder Mensch, ob jung, ob alt, ob mit oder ohne Behinderung möchte selbstbestimmt und eigenverantwortlich in seinen eigenen vier Wänden leben und aktiv an der Gesellschaft teilhaben.

Im Bewusstsein dessen hat sich die Stadt Würzburg bereits im Jahr 2000 die Richtlinien "Barrierefreies Würzburg" gegeben, 2004 wurde als gemeinsame Initiative des Bau- und Sozialreferates der Arbeitskreis Barrierefreies Bauen gegründet und nun ist die Barrierefreiheit Querschnittsaufgabe bei der Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplanes.

Frau Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake wünscht sich, dass das Leben in Würzburg künftig für Alle, d.h. Eltern mit Kindern, Senioren, Menschen mit Behinderungen oder auch vorübergehenden Mobilitäts- und Sinneseinschränkungen barrierefreier und somit inklusiver wird.

Im Anschluß sprach Herr Stadtbaurat Prof. Christian Baumgart. Er bekräftigte, dass barrierefreies Bauen im Rahmen der Stadtentwicklung ein wesentlicher Bestandteil ist und dass die Stadt mit ihren Maßnahmen auf dem richtigen Weg ist. Nicht zuletzt durch die enge und gute Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Behindertenbeauftragten, Herrn Karl-Heinz Marx.

Im eigenen Zuständigkeitsbereich vollzieht die Stadt Würzburg die Barrierefreiheit bei Neubauten über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Bei Sanierungen im Bestand treten oft technische Probleme auf. Das kann die Stadtbau bestätigen. Aufgabe von uns Allen ist der Abbau von Defiziten. Barrierefreiheit muss bei jeder Baumaßnahme genau so selbstverständlich werden wie der Brandschutz.

Herr Prof. Baumgart versichert, dass die Herstellung der Barrierefreiheit im engen Dialog mit dem Sozialreferat thematisiert wird und bittet die Teilnehmer ihre Ideen und Wünsche in den Arbeitsgruppen einzubringen.

Danach sprach Herr Sozialreferent Robert Scheller über die Situation von Menschen mit Behinderungen in der Stadt Würzburg. 12.075 schwerbehinderte Menschen, d.h. mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 %, leben in Würzburg. Davon sind 6531 älter als 65 Jahre, dazu kommen 961 Menschen im gleichen Alter mit einem Grad der Behinderung von 30-40 %.

Erwähnenswert ist, dass lt. einer Statistik des Zentrum Bayern, Familie und Soziales in Bayern nur 5,3 % der Behinderungen angeboren sind und der überwiegende Teil, nämlich 89,4 %, auf einer sonstigen Krankheit beruhen, die im Laufe des Lebens erworben wurde.

Die Zahl der schwerbehinderten Menschen wird infolge der demografischen Altersentwicklung und des medizinischen Fortschrittes weiter steigen.

Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Wohnen ist Ausdruck von Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung.

Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum gestaltet sich grundsätzlich äußerst schwierig, da der Wohnungsmarkt angespannt und die Nachfrage groß ist.  Unter solchen Voraussetzungen, ist es für Menschen mit Behinderungen besonders schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Deshalb ist es eine große Aufgabe und Herausforderung Wohnraum zu erhalten und zu gestalten.

In diesem Zusammenhang weist Herr Scheller auf die Planungen des Arbeitskreises barrierefreies Bauen hin. Es geht dabei um die Erarbeitung eines Projektes zur Herstellung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, gefördert über die KfW.

Herr Scheller wünscht sich, dem bekannten Werbeslogan entsprechend, dass Menschen in Würzburg nicht nur wohnen, sondern auch wirklich leben können. 

Anschließend berichten Vertreter des Behindertenbeirats und der Seniorenvertretung aus ihrem Alltag, welche Anforderungen ihre Behinderung und das Alter an einen barrierefreien Wohnraum und Infrastruktur stellen.

Folgende Anforderungen wurden für einen barrierefreien Wohraum genannt:

  • barrierefreier Zugang
  • Breite Türen
  • Ausreichende Bewegungsflächen
  • Schalter und Stockdosen auf 80 cm Höhe
  • Wechselschalter sind für blinde Menschen schwierig 
  • Technische Hilfsmittel, wie Blitzanlagen für Türen und Telefon, Rauchmelder mit optischen Signalen und Vibrationsalarm, Induktionsanlagen für den Fernseher, Türspion
  • bedienerfreundliche Gestaltung der technischen Geräte - Universal design
  • Digitalanzeigen und Sprachansagen in Aufzügen

Als besonders wichtig wurde auch das Vorhandensein von Sozialkontakten und einer guten Nachbarschaft genannt, um bei Bedarf oder Notfällen Unterstützung zu bekommen.

Anforderungen für eine barrierefreie Infrastruktur:

  • gute ÖPNV-Angebote
  • wohnortnahe Einkaufsgelegenheiten des täglichen Bedarfs mit guter personeller Ausstattung
  • gut erreichbare und barrierefreie Arztpraxen und Beratungsdienste
  • Gute Straßenbeleuchtung
  • Einfache und klare Leitsysteme
  • Induktionsanlagen in öffentlichen Einrichtungen

Nach einer Pause erarbeiteten die Teilnehmer/innen in den 3 Arbeitsgruppen zu den Themen "Alternative Wohnformen - Wohnprojekte", "Barrierefreies Bauen und Wohnen, Wohnraumförderung, Wohnberatung, Wohnanpassung" und "Barrierefreie Infrastruktur und stadtteilbezogene Unterstützungsdienste und -angebote" was in Würzburg bereits vorhanden ist, wo Handlungsbedarf besteht und was die künftige Situation verbessern kann.

Zentrale Ergebnisse der Workshops waren u.a. die Einsparung von Heimplätzen zugunsten innovativer Projekte in privater und freier Trägerschaft, der Wunsch nach kreativen Wohnformen und nach bezahlbarem Wohnraum mit niederschwelligen Dienste sowie eine zentrale Informationsplattform, an die barrierefreie Wohnungen gemeldet werden können. Außerdem wurde der Abbau von Bürokratie und der Einbau von Induktionsanlagen in öffentlichen Gebäuden gewünscht.

Zentrale Ergebnisse der Workshops Zentrale Ergebnisse der Workshops, 226 KB

Nun ist es Aufgabe des Begleitgremiums und der Lenkungsgruppe, aus diesen Ergebnissen und aus der Bestandserhebung Maßnahmen zu entwickeln, die die Kommune umsetzen kann.

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