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Kommunaler Aktionsplan Inklusion - 4. Bürgerwerkstatt "Mobilität"

Auf dem Weg zur Inklusion

4. Bürgerwerkstatt "Mobilität" - Ein weiterer Schritt in Richtung Inklusion

Zu diesem sehr zentralen Handlungsfeld Mobilität hat Herr Oberbürgermeister Georg Rosenthal am 26.3.2013 Menschen mit Behinderungen, Fachleute und die Öffentlichkeit ins Rathaus eingeladen.

Über 90 Teilnehmer folgten der Einladung und zeigten damit auf der einen Seite ihr Interesse an dem Thema, auf der anderen Seite ihre Bereitschaft aktiv an der Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplanes zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mitzuwirken, mit der Zielsetzung ein barrierefreieres Würzburg für Alle zu erreichen.

Mobilität ist eine Anforderung unserer heutigen Gesellschaft. Von einer barrierefreien Mobilität profitiert Jeder; Senioren, Eltern mit Kinderwägen, vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen und Menschen mit Behinderungen. Jeder muss in der Lage sein, seine unterschiedlichen Lebensbereiche, wie Wohnen, Arbeit, Freizeit etc. miteinander zu verbinden. Gleichzeitig ist Mobilität aber auch die Voraussetzung für die gesellschaftliche und soziale Teilhabe. Wie sehr Mobilität unser tägliches Leben beeinflusst und strukturiert, sieht man erst, wenn sie eingeschränkt wird oder verloren geht. Fehlende Mobilität führt zu Isolation und Einsamkeit.

Frau Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake begrüßte die Anwesenden und zog folgendes Fazit über die bereits durchgeführten Bürgerwerkstätten: Für die Schaffung einer inklusiven Gesellschaft bedarf es noch sehr viel Bewusstseinsbildung und die Umsetzung der Inklusion ist eine anspruchsvolle und vielfältige Aufgabe, die uns Alle angeht.

Sie führte aus, dass es zukünftig darum gehen müsse, inklusive Sozialräume einschließlich eines inklusiven Umfeldes durch eine entsprechende Stadtteilplanung zu gestalten. Bestehende Infrastruktur muss zu inklusiven Sozialräumen weiterentwickelt werden, damit soziales Miteinander entstehen kann. Denn nur durch gemeinsames Tun und Begegnung kann gegenseitige Achtung und Wertschätzung entstehen.

Selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe bedeutet die Verknüpfung der Sozialräume durch eine barrierefreie Mobilität. Sie wies darauf hin, dass gesetzliche Grundlagen hierfür genügend vorhanden sind und es dennoch viele kleine und große Hürden und Stolpersteine im Alltag gibt. Sie bedankte sich an dieser Stelle bei Frau Xenia Schmitt, Frau Tanja Kempf und Herrn Horst Stöckhert, die später über diese Hürden und Stolpersteine berichteten.  

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Im Anschluss sprach Herr OMR Dr. med. Michael Schwab, Chefarzt der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Bürgerspital zum Hl. Geist, der auch als Ärztlicher Direktor des Geriatriezentums Würzburg im Bürgerspital über einen sehr großen Wissens- und Erfahrungsschatz in den Bereichen Prävention und Rehabilitation verfügt, und führte sehr kurzweilig in das Thema ein. Er stellte sehr anschaulich den engen Zusammenhang zwischen Mobilität, Autonomie und Lebensfreunde her. Der Mensch ist ein Bewegungstier und ein soziales Wesen und Mobilität ist nicht nur die Voraussetzung für Autonomie, sondern auch für Lebensfreude.

Mehr über das 1 x 1 der Mobiliät und aussagekräftige, interessante Statistiken finden Sie im nachfolgenden Vortrag:

Vortrag Herr OMR Dr. Michael Schwab Vortrag Herr OMR Dr. Michael Schwab, 14056 KB

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Anschließend berichteten Menschen mit Behinderungen und ein Mitglied der Seniorenvertretung, welche Aspekte der Mobilität für sie wichtig sind und wo sie in ihrem Alltag durch Hürden und Barrieren beeinträchtigt werden.

Frau Xenia Schmitt, selbst betroffen, sprach für die gehörlosen Menschen in Würzburg und wies auf folgenden Problematiken hin: Taxizentralen brauchen eine bundeseinheitliche Handysammelnummer, damit gehörlose Menschen per SMS ein Taxi bestellen können. Das gleiche forderte sie für Notrufsäulen und Notrufe in Aufzügen, die nur sprachlich zu benutzen sind, hier müsste eine Handy-Nr. angegeben sein, damit man per SMS Kontakt aufnehmen kann. Rettungszentralen sind zwar von zu Hause per Fax erreichbar, mobile Faxgeräte gibt es nicht. Auch hier wies sie auf die Notwendigkeit einer zentralen Handy-Nr. hin. Durchsagen an Bahnhöfen, Flughäfen, Straßenbahnen und Bussen reichen nicht und müssen durch eine zusätzliche Information über ein Display ergänzt werden.

Frau Tanja Kempf, auf den Rollstuhl angewiesen, sprach den Bedarf für barrierefreie Taxis an, denn eine selbstbestimmte und eigenständige Lebensführung heißt, flexibel ohne lange Wartezeiten mobil zu sein. Weiterhin ging sie auf die barrierefreie Zugänglichkeit des ÖPNV, der Bahn etc. ein. Außerdem wünschte sie sich mehr barrierefrei zugänglich und nutzbare Sozialräume und Begegnungsstätten. In diesem Zusammenhang sprach sie auch die Situation von barrierefreien Toilettenanlagen in Würzburg an.

Herr Horst Stöckhert, Mitglied der Seniorenvertretung und ehem. Abteilungsleiter für die Eingliederungshilfe beim Bezirk Unterfranken, wies darauf hin, dass nicht nur Menschen mit Behinderungen auf eine barrierefreie Mobilität angewiesen sind, sondern auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung zunehmend Seniorinnen und Senioren. Das älter werden bringt ein Nachlassen der Hörkraft, Sehfähigkeit und Mobilität mit sich. Hier ist Handlungsbedarf angesagt. Es werden benötigt: Ruhebänke mit Sitzlehnen und Armstützen auf öffentlichen Plätzen und in Kaufhäusern, barrierefreie Zugänglichkeit des ÖPNV, barrierefreie Gehwege und Plätze für Seniorinnen und Senioren mit Rollator und Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind sowie größere Schriften bei Fahrplänen etc.

Nach einer Pause wurde in den 3 Arbeitsgruppen ÖPNV (Straßenbahn, Busse, Deutsche Bahn), Motorisierter Individualverkehr (Behindertenfahrdienst, Taxis, Radfahrer und Fußgänger, Mobilitätshilfen) und Ruhender Verkehr und Stadtraumgestaltung (Behindertenparkplätze, Außengastronomie, öffentliche Plätze, Behinderten-WC, Shared-Space) erarbeitet, was in Würzburg bereits vorhanden ist, wo Handlungsbedarf besteht und was die künftige Situation verbessern kann.

Zentrale Ergebnisse waren u.a. der Wunsch nach barrierefreien Einstiegsmöglichkeiten in Straßenbahnen und Busse sowie die barrierefreie Zugänglichkeit zu den Bahnsteigen am Bahnhof. Weiterhin wurde der Bedarf an barrierefreien Autos und Taxis geäußert. Außerdem waren Signalanlagen für hörbehinderte und sehbehinderte Menschen auch im privaten Wohnbereich ein Thema. Die konsequente Umsetzung der Richtlinien zur Barrierefreiheit, ohne sich von der alten Bausubstanz einschüchtern zu lassen, wurde angeregt. Der Wunsch nach mehr barrierefreien öffentlichen Toiletten und nach Laufstraßen für Rollatoren und Rollstühle wurde geäußert.  

Kurzdokumentation 4. Bürgerwerkstatt 'Mobilität' Kurzdokumentation 4. Bürgerwerkstatt "Mobilität", 4199 KB

Nun ist es Aufgabe des Begleitgremiums und der Lenkungsgruppe aus diesen Ergebnissen und aus der Bestandserhebung Maßnahmen zu entwickeln, die die Kommune umsetzen kann.

Bürgerinnen und Bürger, die nicht an der Bürgerwerkstatt teilnehmen konnten, können mit ff. Kurzfragebogen Anregungen und Wünsche zum Thema "Mobilität" einbringen, die dann in die Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplanes mit einfließen.

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