Schilder führen ins Jahr 1525:

Als Würzburg aus acht kleinen Vierteln bestand

Vor 500 Jahren tobte der Bauernkrieg. Würzburg war 1525 ein zentraler Ort dieser Erhebung gegen die Obrigkeit. Es liegt in der Natur des Menschen, dass man sich gedanklich kaum so weit in die Vergangenheit zurückversetzen kann. Wie war das Leben damals? Wie groß war Würzburg? Eine Beschilderung im Gedenkjahr soll eine kleine Hilfestellung bieten. Die Dimensionen Würzburgs sollen präsent werden, indem die acht Stadtviertel von damals im Straßenbild kenntlich gemacht werden.

Die Stadt Würzburg bildete sich im Mittelalter um einen Stadtkern, der heute als Bischofshut bekannt ist, und recht genau das Gebiet innerhalb des Fünfecks Juliuspromenade – Theaterstraße – Balthasar-Neumann-Promenade – Neubaustraße – Mainkai umfasste. Die Stadtmauer wurde später um die Sander Vorstadt erweitert, also die Straßen und Gassen um die Sanderstraße. Anders ausgedrückt: Sanderau, Frauenland und alle weiteren Außenbezirke kamen erst später oder viel später dazu. Linksmainisch thronte die Festung, zu erreichen über die Alte Mainbrücke und durch ein noch kompakteres Mainviertel. Um 1525 betrug die Einwohnerzahl Würzburgs rund 6000.

Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Stadt Würzburg in diese acht Viertel gegliedert. Ziel dieser Maßnahme war es zunächst, Steuern und Abgaben effizienter zu organisieren. „Jedes dieser Viertel stand unter der Aufsicht eines Viertelsmeisters, der die Einziehung der

Abgaben verantwortete. Viertelsmeister waren meist anerkannte Persönlichkeiten. Die Verwaltung dieser Abgaben fand im jeweiligen sogenannten Viertelshof statt, der das jeweilige Zentrum der Stadtviertel darstellte.

„Im Verlauf des Bauernkriegs von 1525 stellten sich die Bürger der Stadt zunächst auf die Seite der aufbegehrenden Bauern und nutzten die Viertelshöfe als Versammlungs- und Schmiedestätten für ihre Pläne, die so zu zentralen Anlaufstellen für die Partizipation der Bevölkerung dienten. Die Viertel waren sozusagen auch die Keimzellen des Aufbegehrens“, erläutert Jacek Braminski, der Persönliche Mitarbeiter des Oberbürgermeisters.

Auf dem rechten Mainufer zählten das Cresser, das Dietricher, das Gänheimer und das Bastheimer Viertel (im inneren Teil der Stadt, heute noch als Bischofshut bekannt) sowie das Sander Viertel im Süden, das Pleichacher Viertel im Norden und das Hauger Viertel im Nordosten dazu. Benannt wurden die Viertel zumeist nach besonders markanten Höfen im jeweiligen Viertel.

Viertelschilder-1

Rote touristische Schilder greifen die Quartierstruktur von damals nun auf und Links auf den Tafeln führen zu ergänzenden Infos und einem Übersichtsplan online. „Geschichtsinteressierte können so auf Entdeckungsreise gehen. An vielen Orten der Altstadt, wie etwa am Wirtshaus „Stachel“ ist das Mittelalter und die Zeit des Bauernkriegs zum Greifen nah, würdigt Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Projekt zur Stadtgeschichte.

So hießen die vier Würzburger Quartiere, die im Mittelalter an den Sternplatz angrenzten. Der zentrale Platz hat seinen Namen bis heute behalten und hier steht auch der zentrale Wegweiser mit Informationen zur Stadtgliederung zu Zeiten des Bauernkriegs.

Von links: Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der Koordinator des Projekts „Viertelschilder“ Jacek Braminski, Fachbereichsleiter Kultur Klaus Heuberger und Georg Rootering, Künstlerischer Koordinator des Bauernkrieg-Gedenkjahrs.

Foto: Georg Wagenbrenner