Historische Stadtviertel
Die Stadt Würzburg bildete sich seit dem Mittelalter ungefähr um die heutige Domstraße herum und ließ sich in die vier inneren - im sogenannter „Bischofshut“ in Form eines Fünfecks - und die vier äußeren Stadtviertel unterteilen, die abgesehen vom Mainviertel ehemalige Vorstädte waren. Wie auch in anderen Städten üblich haben sich Berufsgruppen meist in bestimmten Vierteln bzw. Straßenzügen angesiedelt.
Die inneren Viertel:
Das Dietricher Viertel wurde nach dem nicht mehr existenten Dietricher Spital zwischen Blasisusgasse und oberem Markt benannt. In diesem innerstädtischen Viertel waren besonders die Kürschner ansässig. Im benachbarten Gänheimer Viertel waren zwar auch einige Büttner und Kerner ansässig, aber besonders auch die Elite der Stadt, also die Beamtenschaft, der geistliche Stand, oder vermögende Händler. Insoweit war es zwar auch eines der reicheren Viertel, aber durch die Durchmischung trotzdem eines der radikaleren zu Zeiten des Bauernkrieges. Der städtische Rat billigte schließlich die Artikel des Gänheimer Viertels für den Landtag als verbindlich. Beispielsweise wurde darin erstmals die freie Predigt des Evangeliums gefordert. Ähnliche Berufsgruppen siedelten sich auch im Bastheimer Viertel an, das nach einem damaligen Hof zwischen der Domstraße und der Arztlade benannt war. Das Cresser (oder Gresser) Viertel, in dem schon damals mit den Grafeneckart das Rathaus stand, war das flächenmäßig kleinste Viertel, in dem besonders Kerner und Büttner ansässig waren. Benannt nach der einflussreichen Familie Cresse bzw. dem Gressenhof, heute das Areal um den Hof zum Stachel, spielte es zu Zeiten des Bauernkrieges eine bis heute bekannte Rolle, als dass sich Aufrührer um Florian Geyer, Götz von Berlichingen oder sogar Tilman Riemenschneider der Überlieferung zufolge konspirativ im Gasthaus getroffen haben sollen. Die vier innerstädtischen Stadtviertel trafen am Sternplatz zusammen, der u.a. als Eier-, Hafer und auch als Fischmarkt genutzt wurde. Der Platz wurde nach dem anliegenden, bereits zu Zeiten des Bauernkrieges bestehenden Gasthaus zum Stern benannt.
Die äußeren Viertel:
Unter den vier Stadtvierteln außerhalb des Bischofshutes ist das Mainviertel sicherlich das Älteste. Am Fuße der Festung Marienberg war es damals, bedingt durch die langgezogene Lage am Main, Sitz vieler Fischer. Das Pleichacher (oder Pleicher) Viertel, dem man bis heute noch seine mittelalterliche Struktur ansieht, war durch seine Lage an zwei Bächen (Pleichach und Kürnach) ein beliebtes Stadtviertel für Metzger und Gerber (vgl. bis heute die Gerberstraße). Für die Schmiede war die Lage im Sander Viertel um die heutige Sanderstraße dank der Mainnähe günstig. Das Hauger Viertel war Sitz vieler Müller. Dieses Viertel zeichnete sich durch eine etwas radikalerer Haltung aus, sicherlich begünstigt durch den bekannten Rädelsführer Hans Bermeter. Diesem folgten in diesem eher ärmeren Stadtviertel radikalere Häcker und Tagelöhner und traten für ein gewaltsameres Vorgehen ein.
Bis heute haben sich die Bezeichnungen einiger Stadtviertel im Sprachgebrauch gehalten. Tafeln und Viertelschilder in der Innenstadt weisen ab Frühjahr 2025 auf die frühe Stadtstruktur hin und laden dazu ein, die Geschichte Würzburgs zu revolutionären Zeiten, um 1525, zu erkunden.
Hier gelangen Sie zum Jahresprogramm: "Freiheyt 1525 - Freiheit 2025. 500 Jahre Bauernkrieg"