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Netzwerke machen Schulen stark

 

„Bürgerwerkstatt Schulentwicklung“: Stadtverwaltung erarbeitet Info-Katalog

 

Bedarf am Mitwirken, wo sich etwas tut in Sachen Schule; Vernetzung; gute Kommunikation mit dem Fachbereich Schule der Stadtverwaltung: drei Schlagworte für eine positive Entwicklung an Schulen - Schlagworte aus der ersten „Bürgerwerkstatt Schulentwicklungsplanung der Stadt Würzburg“. 170 Teilnehmer aus Schule und Wirtschaft und auch Eltern und Initiativen hatten sich in der Aula der Franz-Oberthür-Schule getroffen, teilten sich auf in Workshops aus fünf Themenbereichen und erläuterten anschließend ihre Überlegungen in gemeinsamen Foren.

Es war wohl die Themenvielfalt, von Betreuung über Inklusion und Schulgebäude bis zu schulischen Übergängen und bis hin zur beruflichen Bildung, was anlockte. Hinter all dem steht die Entwicklung und Erstellung kommunalen eines Schulentwicklungsplanes für Würzburg. Ein solches Werk soll dann als dickes Info-Buch beziehungsweise Internet-Datei zur Verfügung stehen, angefüllt nicht nur mit theoretischen Überlegungen, sondern auch aussagekräftig mit Zahlen – aktuellen Schülerzahlen zum Beispiel und Prognosen für die nächsten zehn Jahre. Eines ist schon klar: Würzburgs Schulstandorte sind, was die demografische Entwicklung angeht, nicht gefährdet, so der Leiter des städtischen Fachbereiches Schule Heinz Benkert. Mit anderen Worten: Massive Schulverkleinerungen oder gar Schließungen wie in der Vergangenheit sind erst einmal nicht absehbar. Dies sei eine gegenläufige Entwicklung zu den ländlichen Gebieten.

Schullandschaft in Zahlen

Die Stadt ist Sachaufwandsträger für die meisten Schulen: für eine Förderschule, 14 Grundschulen, sechs Mittelschulen, drei Realschulen und fünf Gymnasien – nicht aber für Deutschhaus- und Grünewald-Gymnasium (Träger sind Landkreis beziehungsweise der Freistaat) und nicht für die privaten. Dennoch, betont Benkert, binde man auch deren Vertreter in die Überlegungen der Schulentwicklung mit ein. Vier Standorte gibt es außerdem in Würzburg für große berufliche Schulzentren – städtische Schulzentren, an denen nicht nur Gebäude, sondern auch Lehrpersonal städtisch sind und entsprechend auch der Einfluss vor Ort. Die berufliche Bildung will Benkert nicht unterschätzt wissen, sie sei „wichtig, um viele Leute aufzufangen und ihnen eine Weiterbildung zu ermöglichen“ - ein Standpunkt gegen den zunehmenden Trend zur Akademisierung. Nötig sei es eben auch, viele Lehrstellen zu besetzen und die hierfür vorausgesetzte berufliche Bildung zu vermitteln. Ein Weg, der ausbaufähig ist – bei Bedarf auch für ein späteres Studium. Benkert rückt Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) neben dem Gymnasium als eine „weitere wichtige Schule, um zu studieren“ in den Fokus.

Kürzere Wege

In dem dicken Band „Schulentwicklung“ sollen Handlungskonzepte für die Zukunft vorgestellt werden. Da geht es zum Beispiel auch um künftige Anlaufstellen, die die gegenseitige Information erleichtern könnten, so dass nicht nur Schulleiter, Lehrkräfte, Jugendsozialarbeiter an den Schulen und Pädagogen der Mittagsbetreuung durch leichten und schnellen Zugriff noch mehr voneinander erfahren und Ideen austauschen, sondern auch Vertreter der Kammern _ Handwerkskammer und IHK zum Beispiel _ und freier Bildungsakteure wie Stadtbücherei oder Jugendkunstschule, „damit die Wege kürzer werden“, erläutert die Koordinatorin der „Bürgerwerkstatt Schulentwicklung“ Nadine Bernard. Beispiel: Die Zusammenarbeit in der Nachmittagsbetreuung. Schon jetzt gibt es die „Schule nach eins“, wo Sportvereine ihr Angebot von Fußball und Basketball bis Rudern und Reiten an die Schulen tragen und von hier aus mit den Schülern aktiv sind. Ähnliches soll im Kunst- und Kulturbereich geschaffen werden. Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums beklagen viele Vereine und Institutionen nämlich, dass ihnen die Interessenten und Mitglieder wegbrechen.

Sammeln von Informationen

Alles, was hier noch weiterbringt, würde Bernard gerne erfahren und wieder in die Runde aller Interessierten weiterleiten. Die große Kladde, der Katalog Schulentwicklung, soll bald herauskommen. „In der ersten Hälfte 2015 laden wir zu einer weiteren Bürgerwerkstatt ein, in der wir Ergebnisse vorstellen, und noch in 2015 werden wir eine erste Fassung des Schulentwicklungsplans vorlegen“, sagt Nadine Bernard.

Befragung von 5000 Eltern

Schulprofile sollen in dem Bericht vorgestellt und die Betreuungssituation dargelegt werden. Die Schulverwaltung werde über die Weihnachtszeit noch 5000 Eltern von Würzburger Schülern nach ihren Vorstellungen und Erwartungen fragen, „das gleichen wir dann mit den Ergebnissen der Bürgerwerkstatt ab“, so die beiden Verwaltungsleute. Beim Stichwort Ganztagsschule ging es den Beteiligten der Bürgerwerkstatt vor allem um Qualität der Betreuung, gutes Mittagessen und die Förderung der Kinder. Zum Stichwort „Inklusion“ das Resümee: „Wir können nur die äußeren Rahmenbedingungen setzen“, so Benkert. Auch hier gilt wieder: Viele Impulse bringen das Thema voran.

Das Thema Hubland wurde am Rande erwähnt, hier vor allem die Mönchbergschule, die mit ihren vier Regelklassen und acht Übergangsklassen für Migranten Enormes leiste. 200 Schüler hatte sie zum Stichtag 1. Oktober, unterm Jahr variiert aber die Zahl der Schüler sehr, denn manchmal lernen die Kinder in kurzer Zeit so gut Deutsch, dass sie nach wenigen Monaten in eine andere Schule in der Nähe ihres Wohnortes überwechseln. Umgekehrt kommen immer wieder neue Migrantenkinder nach, so dass die Mönchbergschule zwischendurch schon 300 Kinder und Jugendliche verkraften musste.

Das nächste Netzwerktreffen findet am 4. Dezember in der Jugendbildungsstätte des Bezirkes am Heuchelhof statt. Dabei geht es dann in Workshops um Fundraising, das Gewinnen von Sponsoren für Schulprojekte.

Regina Urbon, Mainpost, 20.11.2014

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