Ruth-Maria Thomas: "Die schönste Version"

Dienstag, 29. April 2025, 19:30 Uhr

Thomas

Jella ist gerade mal 20, als sie Yannik kennenlernt und sie kriegt mit ihm alles, was sie sich immer gewünscht hat: einen Freund, der sie liebt und der aufregend ist, ein Künstler, der ihr Ohr küsst, in einer hellen Wohnung mit viel Grün. Jetzt aber, Jahre später, sitzt Jella auf der Polizeiwache, ihr Magen krampft sich zusammen. Yannick hat sie gewürgt und geschlagen.

Ruth-Maria Thomas schreibt in ihrem Debütroman über das Aufwachsen von jungen Frauen in Ostdeutschland in den späten Nullerjahren. Der jugendliche Drang zu gefallen, mündete bei vielen in sexuellen Übergriffen. „Es gehören immer zwei dazu“, sagt Jellas Vater einmal. Ja, und Jella ist ganz und gar kein Unschuldslamm. Aber rechtfertigt das häusliche Gewalt?

Schonungslos wie einfühlsam, zart und zugleich radikal, erzählt Thomas eine Geschichte, die kein Einzelfall ist – und dennoch höchst persönlich. Dabei gelingt es der in Cottbus aufgewachsenen Autorin, die als Sozialarbeiterin in der Jugendhilfe tätig war, die Beziehung zwischen Jella und ihrem gewalttätigen Partner differenziert zu beleuchten, ohne in schlichte Täter-Opfer-Polarität zu kippen.

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