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Der Main beginnt hier: Gullys sind keine Mülleimer!

Gullideckel  © Michael Lauricella
Gullideckel © Michael Lauricella

Sprüche wie: „Kippen verboten – Der Main beginnt hier!“ oder „Hier beginnt der Main, nur Wasser darf rein!“ an verschiedenen Kanaldeckeln in der Würzburger Innenstadt weisen derzeit die Bürger:innen und Besucher:innen darauf hin, dass Zigarettenstummel und andere Abfälle keinesfalls in die sogenannten Gullys gehören.

Zigarettenstummel gehören zum Beispiel in den Restmüll. Landen Sie stattdessen in der Kanalisation, können sie schlimmstenfalls zu starken Beeinträchtigungen in der belebten Umwelt führen. So kann bereits ein einziger Zigarettenstummel 40 - 60 l Wasser kontaminieren und dadurch den im Wasser lebenden Tieren und Pflanzen erheblichen Schaden zufügen.

Die Aussage „Der Main beginnt hier!“ deutet darauf hin, dass auch das Wasser, das in der Kanalisation „verschwindet“, früher oder später im Main landet und mögliche Verunreinigungen dort zu Schäden führen können.


Problem 1: Zigarettenstummel

Zigaretten schaden nicht nur dem Menschen selbst, sondern auch der Umwelt - das dürfte inzwischen bekannt sein.

Weltweit werden ungefähr 5,6 Billionen Zigaretten pro Jahr geraucht, davon landen etwa 4,5 Billionen in der Natur und stellen dort das weltweit häufigste Abfallprodukt dar!

Durch das geringe Gewicht werden die Überreste schnell durch Regen oder Wind in die Bäche und Flüsse getragen. Beispielsweise auch über die Kanalisation. Gullys besitzen zwar eine Struktur, um Laub und grobe Materialien aufzufangen, Zigarettenreste sind allerdings viel zu klein, um daran hängen zu bleiben.

Zigarettenfilter bestehen meist aus dem Kunststoff Celluloseacetat, der bis zu 15 Jahre zur Zersetzung benötigt. In Salzwasser dauert es sogar noch länger, nämlich bis zu 400 Jahre. Zudem enthalten Zigaretten mehr als 7000 Schadstoffe, von denen 50 krebserregend sind. So auch das Nervengift Nikotin. Schon nach weniger als 30 Minuten wird die Hälfte des Nikotins in Wasser gelöst, wozu es auch durch einfachen Regen bei auf dem Boden liegenden Zigarettenstummeln kommen kann. Dadurch kann ein einziger Zigarettenstummel zwischen 40 bis 60 Liter Grundwasser verunreinigen.

Die Folgen für wasserlebende Tier- und Pflanzenarten können vielfältig sein:

Bei Fischen oder Schnecken reichen sie von Gen- und Verhaltensveränderungen bis hin zum Tod, bei Pflanzen kann das Wachstum beeinträchtigt werden. Tiere können die Partikel mit Nahrung verwechseln und so an einer Verstopfung des Darmtraktes oder auch fehlenden Nährstoffen sterben. Und: Durch den Verzehr dieser Tiere ist es möglich, dass giftige Substanzen schließlich auch im Menschen landen.

Um diesem Problem entgegenzuwirken schlug die Bundesregierung vor, das Wegwerfen von Zigarettenstummeln härter und konsequenter zu bestrafen. Denn streng genommen zieht das nicht fachgerechte Entsorgen einer Zigarette, die in den Restmüll gehört, ein Bußgeld nach sich.

Aber: Letzten Endes ist jeder einzelne Mensch dafür verantwortlich, dass Abfall nicht auf der Straße, in der Natur oder im Gewässer landet!


Problem 2: Plastik in der Umwelt

Kunststoffe, die achtlos in die Gegend geworfen werden, landen häufig in Flüssen und irgendwann in den Ozeanen.

Die sogenannten Müllstrudel sind ein mittlerweile bekanntes Problem. Der Great Pacific Garbage Patch zum Beispiel erstreckt sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratmeter mit einem Volumen von 80.000 Tonnen Plastik und ist damit dreimal so groß wie Frankreich. Das größte Problem dabei ist, dass circa 90% des Mülls unterhalb der Wasseroberfläche schwimmt.

Nur langsam werden die Kunststoffe durch Salzwasser, Sonne und Reibung in immer kleinere Teile zersetzt, wodurch giftige Inhaltsstoffe freigesetzt werden. Viele Tiere verwechseln Plastikteile mit Nahrung, ohne dass sie ihn verdauen können, oder verheddern sich in verlorengegangenen Fischernetzen und verenden, weil sie nicht mehr richtig Schwimmen, Fressen oder Atmen können.

Mikroplastik

In Deutschland werden jährlich etwa 330.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt. Allgemein wird von Mikroplastik gesprochen, wenn Kunststoff-Partikel kleiner als fünf Millimeter sind. Mikroplastik, das im Abwasser landet, beispielsweise aus Kosmetikprodukten, der Straßenentwässerung (hier vor allem aus Reifenabrieb) oder in der Waschmaschine gelöste Faserpartikel, wird nur zu maximal 97% durch die Kläranlange herausgefiltert. Das bedeutet, dass mindestens 3% des Mikroplastiks auch durch gefiltertes Wasser in der Umwelt landet. Der dabei entstandene Klärschlamm wird zudem manchmal als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt.

Mikroplastik ist überall, denn die kleinen, fast unsichtbaren Teilchen werden über Wind und Wasser verbreitet. Es lässt sich quasi nicht wieder aus der Umwelt entfernen und hat teilweise so lange Abbauzeiten, dass diese mit heutigen Testverfahren noch nicht einmal messbar sind.

Lösungsansätze für die Plastikflut in unserer Umwelt gibt es viele. Jetzt gilt es, bereits beschlossene Maßnahmen, wie z.B. die Mehrwegpflicht, konsequent umzusetzen. Jeder Mensch kann aktiv dazu beitragen, zum Beispiel auch, indem er seine Mitmenschen auf die Problematik aufmerksam macht und anregt, Kunststoffe mit einer „wertschätzenden Sparsamkeit“ zu nutzen und nach der Nutzung einer Wiederverwertung zuzuführen.


Weiterführende Links zum Thema:

Auswirkungen der Zigarettenkippen auf die Umwelt - quarks.deexterner Link

Zigarettenkippen (bund-sh.de)externer Link

Stoppt Kippen in der Umwelt (bund-bremen.net)externer Link

Zigarettenkippen am Strand - NABU Mecklenburg-Vorpommernexterner Link

Plastikmüll und seine Folgen - NABUexterner Link

Müll im Meer - FAQ - NABUexterner Link

Plastik im Meer: Die Folgen der Vermüllung für Umwelt und Tiere (peta.de)externer Link

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