Angelika Summa rollt eine riesige Kugel aus schwarzen Kunstsoffschläuchen durch die Würzburger Innenstadt. Foto: Daniel Peter

Ins Rollen gebracht: Mehr Kunst in und für die Stadt

Angelika Summa macht sich stark für Kunst im öffentlichen Raum

Seit 1986 ist Angelika Summa als freischaffende Künstlerin in Würzburg tätig. Sie knüpft, knotet und wickelt, schlingt, schnürt Metallbleche und -gewebe, -kabel und -draht und verschweißt diese zu Skulpturen in vielen verschiedenen Facetten, Formen, Zuständen: dreidimensionale Körper, geometrische, hohle, transparente Großkugeln, die an Wollknäuel erinnern, ausfransende, organische Gespinste und Nester. Die 1952 in Bayreuth geborenen Metallbildhauerin nimmt in Deutschland und darüber hinaus an Kunstmessen teil, an Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen, hat sich mit ihrer filigran wirkenden „HartWare“ Wertschätzung und Respekt erarbeitet. Neben ihrem Kunstschaffen engagiert sie sich für Kunst im öffentlichen Raum.

Kultur und ihre Stärkung haben einen hohen Stellenwert in Würzburg. Sie selbst sind 1995 mit dem Kulturförderpreis, 2014 mit dem Kulturpreis der Stadt geehrt worden. Dennoch fordern Sie mehr Kunst in der Innenstadt. Wieso? Angelika Summa: Musikhochschule, Theater, Mozartfest – in Würzburg ist schon viel geboten. Aber wo ist Kunst im öffentlichen Raum präsent, mal abgesehen von zwei hochkarätigen Museen und der auf dem Gelände der Universität am Hubland? Dabei hat der Deutsche Bundestag schon 1950 hervorgehoben, dass Kunstwerke „ins Volk“ gehören, auf frequentierte Plätze, wo sie Passanten Denkanstöße geben und zum Verweilen anregen können. Sie haben also nach künstlerisch aufwertbaren Orten gesucht und sie gefunden? Angelika Summa: Ich habe tatsächlich in aller Öffentlichkeit gesucht und auf den vorhandenen Kunstnotstand aufmerksam gemacht. Bei meiner zweitägigen Performance „Die Kugel rollt“ im November 2020 konnte ich eine Reihe geeigneter Stätten ausfindig machen. Was hat sich seither getan? Summa: Um im Bild zu bleiben: Die Kugel rollt weiter – auf steinigem Weg. Die Performance war der Vorläufer meines von der Stadt geförderten Arbeitsprojektes „Kunst für die Stadt“. Es wird nun umgesetzt. Es soll Künstlerinnen und Künstler unterstützen, aber auch Würzburg attraktiver machen und so den Tourismus fördern. Es läuft also Ihrem Plan gemäß? Und doch liegen Steine auf dem Weg? Summa: Die beteiligten Behörden zeigten sich meinen Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber, aber auch sehr problembewusst, was meine Standort-Vorschläge betraf. Genehmigt sind derzeit zwei Aufstellungen, weitere sind fraglich. Weniger als gewünscht, weniger als selbst im viel kleineren Weikersheim. Aber der Anfang in Würzburg ist gemacht. Welche Stätten oder Plätze sollen jetzt künstlerisch aufgewertet werden? Summa: Vor dem Museum im Kulturspeicher und auf dem Kardinal-Faulhaber-Platz darf zunächst ich als Initiatorin Skulpturen aufstellen. Zunächst? Summa: Temporär, für maximal ein halbes Jahr. Das Projekt soll, wenn möglich, jährlich stattfinden. Kunstwerke nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler sollen Plätze in Würzburg „aufwerten“, interpretieren oder neu definieren. Geplant ist, dass ich auch in den folgenden Jahren als Kuratorin in enger Zusammenarbeit mit der Stadt und einer fachkundigen Jury für dieses Kunstprojekt tätig sein werde. Was möchten Sie langfristig mit Ihrem Projekt erreichen? Summa: Dass diese Initiative zu einer festen Einrichtung der Stadt wird und ich später allenfalls beratend tätig bin.

Sabine Dähn-Siegel