Das Ensemble des Theaters Augenblick freut sich, jetzt mitten im Herzen der Würzburger Kulturszene ein Zuhause zu haben. Foto: Andreas Grasser

Das Theater Augen­blick ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen

Das Ensemble probt und spielt jetzt im Kulturspeicher

Das Theater Augenblick ist jetzt mitten im Herzen des Würzburger Kulturlebens zu Hause: Im ehemaligen Tanzspeicher im Kulturspeicher können die Schau­spielerinnen und Schauspieler mit Behinderung proben und ihre Stücke auf die Bühne bringen. „Zu Beginn ist sicher noch nicht alles perfekt, aber wir sehen an diesem Standort in eine tolle Zukunft mit vielen Möglichkeiten“, schwärmt Theater­leiter Stefan Merk. Seit März wurde umgebaut, ein neuer Boden musste her und auch die Zuschauertribüne ist neu eingebaut worden. Am vorherigen Ort im Industriegebiet Ost haben zwar auch viele Zuschauer*innen den Weg ins Theater Augenblick gefunden, aber hier in der Stadt fühlen sich die Künstler*innen noch besser in der Mitte der Gesellschaft angekommen, an einem Ort, an dem Kunst und Kultur zu Hause sind. „Zusätzlich können wir hier in einer ganz neuen, geschützten Atmosphäre arbeiten“, freut sich Stefan Merk. Er ist sich sicher, dass so ganz neue, verrückte Dinge entstehen können, weil die Künstlerinnen und Künstler viel mehr ausprobieren können. Premiere feierte am 7. Oktober hier das Tanzstück „Immer öfter viel – vielleicht“ unter der Regie von Lisa Kuttner. Es thematisiert den Umzug, die Vorfreude auf das Neue, das Loslassen von Altem und die Erinnerung der Darsteller*innen an ihre ganz persönlichen, künstlerischen Momente im Theater Augenblick. Es erinnert auch an die Theaterzeit, in denen das Ensemble während der Corona-Zeit keinen eigenen, festen Standort hatte und die Zukunft eher düster war. „Die Schauspielerinnen und Schauspieler konnten hier ihre Wünsche und Ideen für die neuen Räume tänzerisch ausdrücken. Zunächst improvisierten wir mit ihnen und sie überlegten dabei, was sie spannend finden, was ihnen vielleicht Angst macht, und so entstand das Stück“, erklärt Stefan Merk. Denn gespielt werden im Theater Augenblick keine Autorenstücke, sondern immer etwas, das im dialogischen Prinzip mit den Akteur*innen erarbeitet wurde. „Deshalb sind unsere Stücke immer so echt, ganz nah an den Darstellerinnen und Darstellern“, beschreibt Merk die Herangehensweise. Denn Menschen mit und ohne Behinderungen sollen hier nicht zwanghaft gleich gemacht werden, denn sie haben nunmal alle verschiedene Talente, die herausgekitzelt werden sollen. In dieser Form, mit Berufs­schau­spielerinnen und -schauspielern mit Behinderung, ist das Theater Augenblick einzigartig in Bayern. Das Ensemble erlebt gerade einen Umbruch, denn einige Mitglieder stiegen aus Altersgründen aus. Nun müssen die Stücke neu erarbeitet werden, zum Beispiel „ZwischenGleise“, das in einer Neuinszenierung zu sehen sein wird. Es geht dabei um die Gedanken und Gefühle der Menschen, die in einem Wartesaal des Bahnhofs auf den Zug warten. Außerdem wird im Rahmen der Kulturspeichernacht am Freitag, 21. Oktober, zusätzlich zur Aufführung von „Immer öfter viel – vielleicht“ der Dokumentarfilm „So wie wir“ gezeigt. Torsten Repper zeigt darin die Geschichte des Theaters und gibt Einblicke in die Theaterarbeit und Stückentwicklung. „Es gibt eine Kooperation mit der Theater­werkstatt Würzburg. Das Ensemble spielt zur Ergänzung seiner Spielstätte in der Rüdigerstraße zwei Theater­produktionen im Jahr bei uns“, so Stefan Merk. Zu sehen sein wird Ende des Jahres bis in den Januar das Stück „Sein oder Nichtsein“, eine schwarze Komödie von Nick Witby. Weitere Kooperationen kann sich Merk gut vorstellen, etwa mit Schulen. Er hat mit seinem Team bereits viele Ideen, die nur darauf warten, in der Mitte der Kulturszene verwirklicht zu werden.

Beate Spinrath-Beck

Das Stück „ZwischenGleise“ wird in einer Neuinszenierung gezeigt. Foto: Andreas Grasser

Der Film „So wie wir“ über das Ensemble des Theaters Augenblick wird im Rahmen der Kultur­speichernacht gezeigt. Foto: Torsten Repper