Achim Könneke Referent für Kultur und Tourismus der Stadt Würzburg Foto: Dita Vollmond

Editorial

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst und Kultur!

Achim Könneke Referent für Kultur und Tourismus der Stadt Würzburg Foto: Dita Vollmond

Editorial

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst und Kultur!

„The pandemie is over!“ verkündete US-Präsident Biden Mitte September. Niemand weiß, ob er Recht behalten wird. Aber tatsächlich ist in Deutschland inzwischen bei 90% der Bevölkerung eine Grundimmunität vorhanden und die Lage in den Krankenhäusern relativ normal, eine Überlastung des Gesundheits­systems seit Monaten kein Thema mehr. Zudem startete in München gerade ein einzigartiger 17 tägiger Laborversuch mit zigtausend Freiwilligen. Im Dienst der Volksgesundheit werden sie sich dicht gedrängt bis zur Erschöpfung halbe Tage und ganze Nächte hindurch „Layla“ singend, tanzend und grölend alle Mühe geben, möglichst gigantische Aerosolwolken auszuspucken. Täglich reisen neue Freiwillige aus fast allen Bundesländern an, um Teil dieses mutigen Stress-tests zu sein, bei dem täglich akribisch das Abwasser auf Covid-Spuren analysiert wird. Wenn dieser Stresstest halbwegs gelingt, können wir alle endlich auf- und wieder durchatmen – und genußvoll und angstfrei Kunst und Kultur genießen. Die meisten Würzburger Chöre, Orchester, Theater und Veranstalter sind nach zweieinhalb Jahren Pandemie-Einschränkungen und Aufführungsverboten zwar dank breiter Hilfsprogramme noch am Start, leiden aber weiterhin auch aufgrund extremer Zurückhaltung des Publikums. Deshalb ist es wichtig, dass Sie, die das hervorragende und vielfältige Kulturangebot in unserer Stadt schätzen und lieben, die Kulturangebote wieder intensiver nutzen. Genießen Sie wieder anregende und wunderbare Kulturabende, bereichern Sie Ihren Alltag. Nach den langen Entbehrungen und Einschränkungen wird es Ihnen besondere Freude bereiten. Gerade in diesem Herbst, der für manche Einrichtung über Sein oder Nicht-Sein entscheiden wird, ist Ihre Solidarität und Ihre Präsenz für die Kultur auch eine zentrale Existenzsicherung. Der Kulturherbst bietet hervorragende Angebote. Etwa die Tage des offenen Ateliers. Hier können Sie im ganzen Stadtgebiet und der Region Künstler*innen im Atelier über die Schulter schauen und das Leben und Arbeiten für die Kunst live und vor Ort erleben. Kostenfrei, am Samstag, 15. und Sonntag 16. Oktober. Eine begleitende Ausstellung aller 50 Künstler*innen eröffnet am Donnerstag­abend, 13. Oktober auf dem Bürgerbräugelände, konzipiert vom Kunst-Kollektiv „MoNaden“. Herbstzeit ist vor allem auch Theaterzeit! Das Mainfrankentheater Würzburg in der wunderbaren „Blauen Halle“ und die zahlreichen Privattheater, die unsere Stadt zu bieten hat, versprechen in all ihren großen und kleinen Produktionen ein vielseitiges Programm. Seien es Klassiker wie die Komödie „Die Eule und das Kätzchen“ im Theater Chambinzky, die Bühnenfassung „Sophia, der Tod und ich“ nach einem Roman von Thees Uhlmann im Theater am Neunerplatz oder die Vorführung des programmatischen Werks „Der Ruf des Cthulhu“ nach H. P. Lovecraft, einer der wohl bedeutendsten Horrorautoren des 20. Jahr­hunderts, in der TheaterWerkstatt. Gespannt sein dürfen wir auch auf das Programm des inklusiven Theaters Augenblick, das sein neues Theater im Kulturspeicher eröffnet, unter anderem mit einer Tanzpremiere seines Ensembles, inszeniert von der Choreographin und Kultur­medaillen­trägerin Lisa Kuttner. Bei der langen „Kulturspeichernacht“ am 21. Oktober können Sie ein vielfältiges Kulturprogramm mit Theater, Kabarett, Film, Musik, Tanz, Literatur und Kunst erleben – und das alles bei Nacht in wunderbarer Atmosphäre des ehemaligen Getreidespeichers am alten Würzburger Hafenbecken. Beteiligt sind Theater Augenblick, Kabaretttheater Bockshorn, BBK-Galerie und Druckwerkstatt, Kunstverein ARTE NOAH, Club Alter Ego und natürlich das Museum im Kulturspeicher. Weitere Highlights erwarten uns mit dem Würzburger Jazz Festival am letzten Oktoberwochenende und dem beliebten Honky Tonk, das am 5. November wieder zurück ist und mit handgemachter Livemusik in vielen Kneipen und Bars zum Nachtschwärmen in die Würzburger Innenstadt einlädt. Die Würzburger Kulturszene lebt. Dennoch gilt aktuell: nach der Krise ist vor der Krise. Inflation und vor allem die teils exorbitant gestiegenen Energiekosten bedrohen die Existenz mancher Einrichtungen. Natürlich ist hier primär die Bundes-, Landes- und Stadtpolitik gefordert, um die Kultur­einrichtungen über den Winter zu bringen, damit uns die wertvolle kulturelle Infrastruktur nicht unwiederbringlich Stück für Stück wegbricht. Aber auch Sie, liebe Kultur­interessierte, sollten prüfen, ob und wie Sie Ihre Lieblings­einrichtung unter­stützen können. Neben Hilfe durch Kulturgenuss überlegen Sie vielleicht auch einmal, die diversen Fördervereine durch Spenden oder Mitgliedschaft zu unterstützen. Wir brauchen die Kultur, aber die Kultur braucht auch uns! Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Kulturherbst, der Ihnen und uns zumindest hin und wieder für Stunden helfen kann, trotz der schrecklichen Kriegs-Gegenwart, Kraft und Zuversicht zu tanken. Ihr Achim Könneke Referent für Kultur und Tourismus der Stadt Würzburg