KONKRET GLOBAL!
Ausstellung bis 15. Januar im Museum im Kulturspeicher zu sehen

Auch dieses Werk ist zu sehen: Jesús-Rafael Soto, Ambivalenz im Farbraum Nr. 21, 1981, Foto: André Morain
Mit dem Forschungs- und Ausstellungsprojekt „KONKRET GLOBAL!“ beleuchtet das Museum im Kulturspeicher Würzburg vom 1. Oktober 2022 bis 15. Januar 2023 in Zusammenarbeit mit internationalen wie lokalen Partner*innen Konkrete Kunst und ihre Schlüsselfiguren erstmals aus einer globalen Perspektive und hinsichtlich ihrer Ästhetik und gesellschaftspolitischen Bedeutung. Basis des Projekts ist die Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945 und die Städtische Sammlung mit dem Nachlass von Emy Roeder, die, in Würzburg 1890 geboren, ihre künstlerische Ausbildung unter anderem in Würzburg und München erhielt. Abstrakte Werke scheinen manchmal verschlüsselt zu sein, doch gibt es Wege, ihrem Anliegen, ihrer Kommunikationsabsicht auf die Spur zu kommen. Assoziationen und Hintergrundwissen spielen dabei eine wichtige Rolle. Um den Verstehens-Hintergrund Konkreter Kunst zu eröffnen, ist es hilfreich, sich verschiedene Fragen zu stellen. Welche Bedeutung hat ihre abstrakte Ausdrucksform? Worin unterscheiden sich die Ideen, denen die Konkreten Künstler*innen mittels ihrer Arbeiten Ausdruck verleihen? Wie sieht Konkrete Kunst zum Beispiel im Globalen Süden aus?
Hinter der globalen Sichtweise steht der Gedanke, eine universelle Sprache in Kunst, Architektur und Poesie zu formieren. Konkrete Kunst lebt weltweit als gestalterische Richtung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Schwung kam. Ihre Ausprägung fand sie allerdings an vergleichsweise abgelegenen Orten, wie Ulm, Zürich, in Städten Lateinamerikas, Westafrika, Süd- und Westasien. Konkrete Kunst stand global nie still. Tod und Zerstörung waren in Europa nach 1945 die Triebfedern der Entwicklung – als Alternative der Nachkriegsavantgarde − im Globalen Süden hingegen forderte der Drang zur Formierung einer postkolonialen Gesellschaft Künstler*innen zu abstrakter Klarheit heraus. Mit zunehmendem historischem Abstand verändert sich der Blick und es wird immer klarer, dass der Beginn des 20. Jahrhunderts und sicherlich besonders die 20er Jahre reicher an grundlegenden ästhetischen Innovationen waren als vergleichsweise jeder andere Zeitraum dieses vergangenen Jahrhunderts sonst. Die Künstlerinnen und Künstler jener Zeit hinterließen neben dem, was tatsächlich an Kunstwerken geschaffen wurde, im großen Ausmaß auch etwas, woraus nachfolgende Generationen geschöpft haben und immer noch schöpfen. „KONKRET GLOBAL!“ zollt diesem Erbe Leidenschaft und Wertschätzung.