Aus einer kleinen Bühne großes Theater machen

Weil die Resonanz des Publikums mein Herz öffnet

Sven Höhnke Foto: Chris Weiß

„Meine Leidenschaft ist die Verliebtheit in die Resonanz“, verrät Sven Höhnke, wenn er begeistert über die Produktionen seines „Theater am Neunerplatz“ spricht. „Wenn ich in die leuchtenden Augen der Kinder schaue und weiß, wir können Gefühlswelten erschaffen, dann öffnet sich mein Herz. Das allerschönste ist es, zu wissen, dass wir mit jedem Stück, egal ob Schauspiel oder Musikstück, auf einer kleinen Bühne großes Theater zu machen!“ Das Privattheater am Neunerplatz zaubert „Kultur aus’m Hut“ und folgt seit 35 Jahren der Maßgabe von Erich Kästner: Kinder spielen für Kinder. „Genau das liegt mir am Herzen“, betont Sven Höhnke. Tatsächlich liest sich der Spielplan richtig aufregend. Zum Beispiel zieht gerade der Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler in diesem Theatersommer als großer Schurke mit Großmutters gestohlener Kaffeemühle über die Bühne, während Kasperl und Seppel einen Plan aushecken, um ihn trickreich zu fangen. Die Geschichte ist heute genauso spannend, witzig und lehrreich wie vor 40 Jahren. Egal, ob Schauspiel, Lesungen, oder Projektarbeit, jede Produktion trägt Leidenschaft und Herzblut in sich. Besondere Programm-Kreativität mischt 2022 den bunten Spielplan ordentlich auf, um nur einige Stücke aus dem überaus ansprechenden Potpourri zu nennen: „Play my Harp“ fordert zum Mitmachen auf. Burkard Schmiedl zeigt ein experimentelles Projekt. Es ist eine Premiere und entstand extra als Klangkunstbeitrag für „Kultur aus‘m Hut“. „Sophia – Der Tod und ich“, eine Bühnenfassung von Hans Schernthaner nach dem Roman von Thees Uhlmann, führt immer wieder zurück zu der Frage „Is it better to burn out than to fade away?“ (Start Anfang September) und „Das Graue vom Himmel“ von Birgit Süss lädt ebenfalls ab September zu einer Fahrt ins Blaue mit grauen Strähnen ein, weil der Achtsamkeitskurs gerade unheimlich nervt u.v.m. Allein beim Überfliegen des Themenmix stellt sich ein aufregendes Magenkribbeln ein, und man fühlt den dringenden Wunsch, überall dabei zu sein. Im November dürfen wir uns auf ein besonderes Schman­kerl freuen. „Alice“, begeistert sich Sven Höhnke, der seit 1991 beim Theater dabei – und nach dem Fortgang des Gründers Thomas Heinemann – seit 2009 Alleininhaber ist. Höhnke erwartet großartige Publikums-Begeisterung für „Alice“, denn sie wird als einzigartige Live-Orchester Musik-Produktion nach Lewis Carolls „Alice im Wunderland“ inszeniert. Für ihn ist „Alice“ das Highlight 2022 und gleichzeitig das verspätete Geburtstagsgeschenk zum 35. Geburtstag des Theaters, der pandemiebedingt von 2020 ins Jahr 2022 verschoben wurde. Thomas Heinemann gründete 1985 die bekannte Zellerauer Theaterbühne, die von Anfang an ein breites Publikum ansprach. Im Vordergrund standen damals wie heute Eigenkreationen, aber auch bekannte Produktionen. Gleichzeitig versteht sich die Bühne als Musikschule und als Kinder- und Jugendclub mit künstlerischer Ausrichtung. Noch bevor das Theater im Oktober 1985 mit der Premiere von „Humperdingsda oder wie es hänselt und gretelt“ eröffnete, wurde ein Förderverein mit sieben Personen gegründet. Auch heute finanziert sich das Privattheater auf dem Gelände der Adalbert-Stifter-Grundschule im Stadtteil Zellerau aus Kartenverkauf, Fördergeldern der Stadt und des Bundes. So gelingt es, weiterzumachen und auch immer wieder kostenfreie Veranstaltungen einzuplanen. „Ganz rosig sind die Zeiten trotzdem nicht, denn die Pandemie hinterlässt besonders im Kultursektor verheerende Spuren“, zeigt sich Sven Höhnke besorgt. „Wenngleich sich die Situation langsam bessert und z.B. Workshops für Kinder wieder gut besucht sind.“ Trotzdem benötigt die kleine Bühne für ihr großes Theater neben zahlreichem Publikum auch Spenden und Fördergelder und gerade jetzt mediale Unterstützung. „Wir suchen eine*n medienverantwortliche*n Mitarbeiter*in, die unser glanzvolles Bühnenprogramm in allen Kanälen verbreitet“, so Sven Höhnke. Die kleine Bühne hat auch in den nächsten Jahren Großes vor. Denn nur wenn alle zusammenhelfen, können weiterhin die Augen der Kinder leuchten, werden die Herzen des Publikums berührt, die Welt mit Kreativität und Freude gefüllt.

Charlotte Toma

Damit auch vulnerable Gruppen die Veranstaltung besuchen können, wird seitens des Theaters darum gebeten, im Vorhinein einen Selbsttest durchzuführen und im Theater auch am Sitzplatz einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.