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Das Würzburger Kloster St. Burkard besaß in Heidingsfeld den Anspruch auf die Naturalabgabe des sog. Zehnten, der vor allem aus Wein und Getreide bestand. Zur Sammlung, Lagerung und Weiterverarbeitung des Zehnten errichtete das Kloster 1574 den Renaissancebau des Zehnthofs mit Treppengiebel und Rundturm.

Im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging das Eigentum am Zehnthof an den bayerischen Staat über. Seit 1846 wurden hier Kleinkinder berufstätiger Eltern durch den Orden der Armen Schulschwestern betreut. 1852 erwarb die Stadt Heidingsfeld das Gebäude, das ihr in der Folge als Armenhaus und Altersheim diente. Nach der Zerstörung 1945 wurde der Zehnthof wieder aufgebaut und bis 2009 als Seniorenheim genutzt. Den Gewölbekeller mietete der Winzerverein Heidingsfeld 1989 an.

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Zehnthofum1900(Stadtarchiv Würzburg, Städt. LichtbildstelleII, Heidingsfeld)

Philipp Franz von Siebold gilt als Begründer der modernen Japanforschung. Er wurde 1796 in Würzburg geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog er zu einem Onkel mütterlicherseits, dem seinerzeitigen Heidingsfelder Stadtpfarrer Franz Lotz. Von ihm erhielt Siebold zunächst Privatunterricht; anschließend absolvierte er eine Schulausbildung und das Medizinstudium in Würzburg. 1820 ließ er sich als Arzt in Heidingsfeld nieder. Zwei Jahre später trat Siebold in den Dienst der Niederländischen Ostindien-Kompagnie, die ihn nach Japan entsandte. Während seiner beiden Aufenthalte dort (1823–1829; 1859–1862) beschäftigte er sich intensiv mit der Natur- und Landeskunde des damals für Europäer kaum zugänglichen Landes und veröffentlichte darauf aufbauend bedeutende Werke zur Fauna und Flora Japans. 1866 starb Siebold in München.

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Philipp Franz von Siebold, aufgenommen von J.Schafgans im Jahr 1859 (Stadtarchiv Würzburg, ZGS-BioM, Siebold, Philipp Franz von)

Das Werkinghaus wurde 1929 auf Anregung des Heidingsfelder Stadtpfarrers Franz Bretz (1881–1955) als katholisches Gemeindezentrum eingerichtet. Ferner waren dort ein Theatersaal, die Katholische Volksbücherei, eine Buchhandlung sowie Mietwohnungen untergebracht. Das Haus verfügte zudem über Zimmer, die reisenden Handwerksgesellen Unterkunft bieten sollten. Namensgeber war Karl Theodor Werking (1800–1870, seit 1834 Stadtpfarrer von Heidingsfeld), der 1856 in Anwesenheit von Adolph Kolping den katholischen Gesellenverein in Heidingsfeld gegründet hatte. Im Zweiten Weltkrieg waren im Werkinghaus Flüchtlinge und Gefangene untergebracht, bis es beim Bombenangriff vom 16. März 1945 zerstört wurde. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1949 durch die Wohnungsgenossenschaft St.-Bruno-Werk.

Werking-Haus
Werking-Haus
Werking-Haus.jpg Das Werkinghaus in den 1930er-Jahren (Kolpingfamilie Würzburg-Heidingsfeld)

Die Anfänge der Heidingsfelder Pfarrei lassen sich nicht mehr genau ermitteln; vermutlich wurde sie um das Jahr 1000 gegründet. Damals unterstand die Pfarrei dem Würzburger Kloster St. Burkard, das u. a. den Pfarrer bestimmen konnte. Mit dem Bau der romanischen Kirche am heutigen Standort wurde im 12. Jahrhundert begonnen, Anfang des 15. Jahrhunderts wurde der Chor in gotischem Stil errichtet. Die Zerstörungen des 16. März 1945 überstand lediglich der Kirchturm. Nach dem Kriegsende unter Verwendung zeitgenössischer Stilelemente wiedererrichtet, wurde der Bau 1950 von Bischof Julius Döpfner geweiht. Künstlerisch bemerkenswert sind v. a. zwei Werke Tilman Riemenschneiders: die Kreuzigungsgruppe, die sich ursprünglich im Chorbogen befand und deren Figuren nun den Hochaltar schmücken, und die Ölberggruppe in der Kapelle an der Kirchensüdseite.

Kirche-mit-Kriegerdenkmal
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Kirche mit Kriegerdenkmal.jpg Die Pfarrkirche St. Laurentius im Jahr 1940 (Stadtarchiv Würzburg, Städt. Lichtbildstelle I, Heidingsfeld)

Bis in die 1960er Jahre dominierten im Volksschulwesen Konfessionsschulen: Katholische und evangelische Kinder wurden getrennt unterrichtet. Im mehrheitlich katholischen Heidingsfeld hatte sich 1884 ein Evangelischer Verein gegründet u. a. zur Errichtung eines eigenen Schulgebäudes. 1904 konnte die evangelische Volksschule eröffnet werden. Ihr Namensgeber war bemerkenswerterweise der katholische Dichter Joseph von Eichendorff (1788–1857). Da das Gebäude im Zweiten Weltkrieg kaum Schäden erlitten hatte, wurde es nachfolgend zeitweise auch anderen Nutzungen zugeführt. Mit der allgemeinen Einführung der Gemeinschaftsschule in Bayern 1968 wurde die Eichendorff-Schule der gegenüberliegenden Walther-Schule angegliedert, die zuvor nur für die katholischen Kinder zuständig war. Nach einem Umbau dient das Gebäude nun als Schülerhort.

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Eichendorff-Schule, aufgenommen von Walter Obst in den 1970er-Jahren (Stadtarchiv Würzburg, NL Walter Obst, Nr. 447)

Der Salmannsturm wurde am höchsten Punkt der Heidingsfelder Stadtmauer errichtet und ist zugleich ihr ältester Teil. Erbaut wurde die Mauer ab 1367 nach der Stadterhebung Heidingsfelds durch Kaiser Karl IV. Mit dem Turm zeigte der Stadtherr auch seine Gerichtshoheit; in seinem Inneren befanden sich zwei Verliese. Zugleich war er mit bis zu 3,30 Meter dicken Wänden der stärkste Turm der Stadtbefestigung. Der Zugang war ursprünglich nur über eine Leiter möglich, nach oben hin war der Turm offen. Dadurch war die Mauerkrone der Witterung stark ausgesetzt und wies im Laufe der Zeit deutliche Schäden auf. 1959 versah die Stadt Würzburg den Salmannsturm mit einem schützenden Turmhelm. Seit 1988/89 hat der Hätzfelder Kreis e. V. im Turm sein Vereinsheim; bei Sanierungsarbeiten wurde 1992 die Turmstube eingerichtet, die über 64 Stufen zu erreichen ist.

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Bau eines Turmhelms für den Salmannsturm 1959 (Stadtarchiv Würzburg, Städt. Lichtbildstelle I, Straße Am Salmannsturm)

Am 9. Oktober 1909 wurde die „Neue Schule“ als Bildungseinrichtung für die katholischen Kinder Heidingsfelds eröffnet. In beiden Weltkriegen diente das Gebäude zeitweilig als Lazarett. Während der NS-Zeit in Florian-Geyer-Schule umbenannt, wurde in der Nachkriegszeit der Minnesänger Walther von der Vogelweide zum Namenspatron der Schule bestimmt; er ist auch als Brunnenfigur im Schulhof zu sehen. 1965 wurde der Erweiterungsbau fertiggestellt. In den nächsten Jahren erfolgte die Umwandlung in eine gemeinsame Volksschule mit Grund- und Hauptschule für alle Kinder des Sprengels, der weite Teile Heidingsfelds umfasst. Bekanntester ehemaliger Schüler ist der Basketballspieler Dirk Nowitzki. Eine eigene Hauptschule existiert inzwischen nicht mehr, doch werden an der Walther-Schule noch einige Mittelschulklassen unterrichtet.

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Walther-Schule um 1910 (Stadtarchiv Würzburg, NL Walter Obst, Nr. 447)

Herta Mannheimer wurde am 6. Mai 1891 in Bütthard als erstes Kind einer jüdischen Familie geboren. Diese zog 1905 nach Heidingsfeld, wo der Vater ein Geschäft für Landprodukte eröffnete. Nach dem Tod der Mutter und dem Wegzug ihrer beiden Schwestern arbeitete Herta Mannheimer verstärkt in dem Geschäft mit. 1924 wurde sie als einzige Frau in den Stadtrat gewählt, dem sie bis zur Eingemeindung Heidingsfelds nach Würzburg 1930 angehörte. Vor den NS-Verfolgungen floh sie nach dem Tod ihres Vaters 1937 in die Niederlande. Von dort wurde sie am 7. März 1943 durch die deutsche Besatzung in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Das Haus in der Kirchgasse 12 wurde bei dem Luftangriff am 16. März 1945 zerstört. An dessen Stelle trat ein Neubau; 2007 wurde hier ein Stolperstein für Herta Mannheimer verlegt. Bereits seit 1973 ist eine Straße in Heidingsfeld nach ihr benannt.

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Herta Mannheimer 1929, Ausschnitt aus einem Bild des Heidingsfelder Stadtrats (Stadtarchiv Würzburg, ZGS, Biographische Mappe Herta Mannheimer)
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Bauplanung für das Ladengeschäft der Familie Mannheimer, März 1905 (Stadtarchiv Würzburg, Bauakten ä. R., Nr. 2161)

Bis 1919 befand sich in der Kirchgasse 8 die Essig- und Spirituosenfabrik Hermann Dessauer & Sohn. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in die Zeit um 1815, als Hermanns Vater Seligmann Moises Dessauer sich als Likörfabrikant selbständig machte. Das Gebäude war bereits zwischen 1676 und 1680 im Stil der Spätrenaissance als Wohnhaus mit einem ebenso repräsentativen wie markanten Schweifgiebel errichtet worden. Der Firmenerbe Joseph Dessauer (1866-1932), langjähriger Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in Heidingsfeld, verlegte die Fabrik nach dem Ersten Weltkrieg in die Würzburger Schillerstraße. Das Gebäude in der Kirchgasse wurde 1919 von Franz Balling, dem Inhaber einer Zentralheizungsfabrik, erworben. Die steinerne Bank wurde 1931 aufgestellt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das heute unter Denkmalschutz stehende Haus wiederaufgebaut.

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Essigfabrik Hermann Dessauer & Sohn um 1900 (Stadtarchiv Würzburg, NL Walter Obst)

Bereits vom 13. bis zum 16. Jahrhundert existierte an dieser Stelle ein Benediktinerinnenkloster mit dem Namen „Zum Paradies“. Später dienten die im 18. Jahrhundert erneuerten Gebäude weltlichen Verwaltungszwecken. 1855 wurden zur Verbesserung des örtlichen Bildungsangebots die Gebäude für die Niederlassung der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau erworben. Die Schwestern nahmen viele Bildungs- und Erziehungsaufgaben wahr. Sie richteten einen Kindergarten und mehrere Schulzweige für Mädchen im Kloster ein und wirkten im Volksschulwesen mit. Am 16. März 1945 wurde das Kloster stark zerstört, in den Jahren danach wieder neu aufgebaut. Arme Schulschwestern prägten weiterhin bis 1997 mit der Leitung der Walther-Hauptschule und bis 2012 mit der Leitung des Kindergartens das Heidingsfelder Bildungswesen mit. Seitdem mussten sie infolge Nachwuchsmangels diesen Dienst aufgeben. Das Kloster blieb jedoch erhalten. Heute dient es den Armen Schulschwestern als Ruheheim.

Kloster-der-Armen-Schulschwestern
Kloster-der-Armen-Schulschwestern
Postkarte aus dem Jahr 1913 mit einer Abbildung des Klosters der Armen Schulschwestern. Die Postkarte schrieb eine dort unterrichtete Schülerin an eine Freundin in Belgien auf Französisch. Sie markierte darin auch die für sie besonders wichtigen Gebäudeteile des Klosters: dortoir = Schlafsaal; classe = Klassenzimmer; salle d‘ouvrage = Handarbeitsraum; chapelle = Kapelle. (Stadtarchiv Würzburg, Postkartensammlung, SW Heidingsfeld)

Das sog. „Döle“ (Verkleinerungsform von althochdeutsch ‚dola‘ = Wasserrinne, Röhre, Kanal) war ursprünglich ein Teil der spätmittelalterlichen Heidingsfelder Stadtbefestigung. Als Wehrbrücke sicherte es am Eintritt des Heigelsbaches in die Stadt diese Schwachstelle in der Befestigung ab. Offenbar wurde das Döle auch von Anfang an als zweite Brücke (neben derjenigen am Rathaus) zwischen den beiden Stadtteilen rechts und links des Baches genutzt. Nach dem Verlust der Befestigungsfunktion diente der Fachwerkaufsatz längere Zeit als Quartier für die städtische Hebamme. 1922 erhielt die Künstlervereinigung Heidingsfelder Flößerzunft dort ihr Domizil. 1970 wurde das Döle der Stadt Würzburg geschenkt mit der Auflage, es als Heim für die Flößerzunft zu erhalten. Aufgrund schwerer Schäden in tragenden Konstruktionsbereichen wurde der Fachwerkaufsatz 1970/71 abgerissen und unter Verwendung vieler ursprünglicher Bauteile originalgetreu wiederaufgebaut.

Heidingsfeld_Doele
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Das Döle zu Beginn des 20. Jahrhunderts; Foto: Josef Wintter (Stadtarchiv Würzburg, Fotosammlung ZGS, SW Heidingsfeld

Der Stegenturm ist Teil der Heidingsfelder Stadtbefestigung und befindet sich am Eintritt des Heigelsbachs ins Stadtgebiet. Der in den Main mündende Bach teilte die Stadt in zwei Hälften, die zum Bach hin jeweils durch Mauern zusätzlich gesichert waren, weswegen er hier auch „Zwischengemäuerbach“ heißt. Am Austritt des Baches wurde die Stadt durch eine Wehrbrücke („Speierloch“) gesichert. Der Stegenturm hatte die Aufgabe, den als Schwachstelle in der Stadtbefestigung wahrgenommenen Bacheinlauf zu überwachen; zugleich diente er der Signalübermittlung. Seine Bauweise zeigt, dass er erst nach dem entsprechenden Stadtmauerabschnitt angelegt wurde. Der Turm war nur über einen hölzernen Wehrgang im oberen Bereich der Stadtmauer zugänglich; der ebenerdige Eingang wurde erst im 20. Jahrhundert angelegt. Die Bedachung erfolgte 1961, da der Turm im oberen Bereich deutliche Witterungsschäden aufwies.

Stegenturm
Stegenturm
Stegenturm vor den Sicherungsmaßnahmen des Jahres 1961 (Stadtarchiv Würzburg, Städt. Lichtbildstelle II, Stegenturm)

Durch das Klingentor führte der Verkehr nach Süden auf der Straße in Richtung Rottenbauer. Bereits 1484 diente das Tor zur Sicherung eines ertragreichen städtischen Fischgrabens. Als einziges der drei Stadttore besaß es keinen Vorhof. Der mächtige Torturm fügte sich direkt an die Stadtmauer an und war in den unteren Geschossen gemauert.

Der Aufbau bestand aus Fachwerk und war über einen Wehrgang zu erreichen. Wie an den anderen Toren war auch hier ein Wappen mit dem Reichsadler und dem böhmischen Löwen angebracht. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Klingentor abgerissen und das dort angebrachte Wappen an die Überreste der Stadtmauer in der Nähe versetzt.

Klingentor
Klingentor
Klingentor, wohl nach älteren Vorlagen gezeichnet von Michael Greiner 1908 (aus: Franz Schneider: Heidingsfeld – ein altfränkisches Städtebild, Heidingsfeld 1908)

Von den ehemals drei Heidingsfelder Stadttoren ist das Nikolaustor das einzige, von dem noch Reste erhalten sind. Seinen Namen erhielt es vom benachbarten Spital, dessen Kapelle dem heiligen Nikolaus geweiht war. Durch dieses Tor führte der Verkehr auf der Straße entlang des Mains nach Würzburg.

Es handelte sich um eine typisch mittelalterliche Toranlage. Diese verfügte über eine Brücke zur Überwindung des Stadtgrabens, ein Wachhäuschen, zwei vorgelagerte kleine Rundtürme und das äußere Tor, hinter dem sich der Zwinger anschloss, also der Hof zwischen äußerer und innerer Toranlage.

Es folgte das heute noch erhaltene innere Mauertor mit Rundbogen und Stufengiebel. Das dort befestigte Doppelwappen mit dem böhmischen Löwen und dem Reichsadler symbolisierte die Stadtherrschaft. Neben dem inneren Tor stand unverbunden der eigentliche Torturm, ursprünglich wohl ein Wohnturm, der für Wehrzwecke umgebaut worden war.

Nikolaustor_PK
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Nikolaustor um 1915 (Stadtarchiv Würzburg, Postkartensammlung, Heidingsfeld)

Das im 14. Jahrhundert gegründete Spital, in dem alte, kranke und bedürftige Heidingsfelder Bürger untergebracht waren, wurde nach dem Schutzpatron seiner Kapelle Nikolausspital genannt. Es verfügte über ein eigenes Vermögen, das von zwei Spitalpflegern verwaltet wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts geriet das Spital in Verfall, seit 1516 lebten dort keine Pfründner mehr.

Unter Fürstbischof Julius Echter wurde das Nikolausspital auf neue Grundlagen gestellt: Er regelte die Finanzierung und ließ das Spital samt Kapelle 1585/86 neu erbauen. Die Pfründenzahl wurde auf acht festgelegt; auch die Rechte und Pflichten von Pfründnern und Pflegern wurden neu geregelt. Auf Wunsch von Pfarrer Werking kamen 1860 Ordensschwestern nach Heidingsfeld, um die Krankenpflege zu übernehmen. Beim Luftangriff am 16. März 1945 wurde das Spital zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Nikolausspital
Nikolausspital
Nikolausspital (Stadtarchiv Würzburg, NL Walter Obst)

Bei dem Bildstock handelt es sich um ein bedeutendes spätmittelalterliches Rechtsdenkmal, das an eine grausige Tat ebenso erinnert wie an seinerzeitige Sühneformen. Kunz Rüdiger hatte 1428 Hans Virnkorn getötet. Dafür wurde vier Jahre später vertraglich eine Sühneleistung vereinbart, die nicht nur in einer Entschädigung für die Angehörigen des Opfers und in drei Wallfahrten bestand. Vielmehr hatte Rüdiger auch „eyn steyne crewtz“ zu errichten. Auf diesen Hintergrund der Bildstockerrichtung verweist in knapper Form auch der Text auf dem Pfeiler. Darüber sind der heilige Laurentius als Patron von Heidingsfeld und eine kleinere kniende Gestalt abgebildet; strittig ist, ob diese den Täter oder das Opfer zeigt. Der Aufsatz bietet eine Darstellung der Kreuzigung Jesu. Der Bildstock stand ursprünglich vor dem Nikolaustor und gelangte erst später an seinen heutigen Standort. Im 20. Jahrhundert wurden Pfeiler und Aufsatz durch Kopien ersetzt.

HdfGerB_Nr-53_Bl-121v_122r
HdfGerB_Nr-53_Bl-121v_122r
Text der Sühnevereinbarung vom 27. Januar 1432 aus dem Heidingsfelder Stadtgerichtsbuch, wonach Kunz Rüdiger für die Tötung von Hans Virnkorn unter anderem „eyn steyne crewtz“, also einen Bildstock, errichten soll. (Stadtarchiv Würzburg, Heidingsfeld Nr. 53, Bl. 121v-122r)

Bei dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude Dürrenberg 14 handelt es sich nicht nur um das älteste Haus Heidingsfelds, sondern auch um ein frühes Beispiel eines mainfränkischen Winzerhauses.

Untersuchungen haben ergeben, dass ein erstes unterkellertes Haus bereits um 1200 errichtet worden war. Unter Einbeziehung von Bausubstanz dieses Vorgängergebäudes wurde 1431 ein Neubau errichtet, der die typischen Merkmale eines mainfränkischen Winzerhauses zeigt: Über einem gewölbten Keller befindet sich ein hohes gemauertes hallenartiges Erdgeschoss für die Kelter und andere der Weinerzeugung dienende Geräte; darüber schließt sich ein in Fachwerk errichtetes Obergeschoss als Wohnebene an. Umbauten erfolgten vor allem 1691 und im 18. Jahrhundert; auf diese geht etwa die heutige Dachform (Walmdach) zurück.

Von der Zerstörung Heidingsfelds am 16. März 1945 blieb das Haus verschont und präsentiert sich daher heute noch in seiner spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Gestalt.

Duerrenberg-14
Duerrenberg-14
Dürrenberg 14 (Ostseite), ca. 1950er-Jahre (Stadtarchiv Würzburg, NL Walter Obst, Nr. 451)

Wehrbrücke
Die heute Speierloch genannte Wehrbrücke war ursprünglich ein Teil der im Spätmittelalter angelegten Heidingsfelder Stadtbefestigung. Sie sicherte den Austritt des Heigelsbaches aus der Stadt und damit eine Schwachstelle der Befestigung. In der Mauer der Wehrbrücke befanden sich Öffnungen, durch die im Verteidigungsfalle geschossen werden konnte. Anders als das „Döle“ im Süden der Stadt diente diese Wehrbrücke wohl nicht als öffentlicher Weg über den Bach.

„Speierloch“
Seinen heutigen Namen erhielt die Brücke relativ spät. Ein Verlassen Heidingsfelds in diesem Bereich war lange nur über einen Weg möglich, der durch den an den Bach angrenzenden Hof des Schuhmachers und begeisterten Turners Josef Speier (1873-1947) und dann einen Durchlass durch die Stadtmauer („Loch“) hindurchführte. Der solchermaßen gebildete, zusammengesetzte Name übertrug sich schließlich auf die ehemalige Wehrbrücke.

Situation nach 1945
Der Luftangriff des 16. März 1945 beschädigte die ehemalige Wehrbrücke und die angrenzenden Gebäude z. T. schwer. Beim Wiederaufbau wurde die Wegeführung deutlich verändert. Insbesondere wurde oberhalb des Baches auf dessen Westseite ein Fußweg angelegt und durch die Schaffung eines Durchbruchs durch die Wehrbrücke eine Verbindung desselben zum Seegartenweg hergestellt. Seit 2011 trägt dieser Fußweg den Namen „Am Speierloch“. Der Wiederaufbau der Wehrbrücke selbst erfolgte 1978/79. In den Jahren 2014 bis 2016 wurde sie umfassend saniert und als Veranstaltungsraum für kulturelle Zwecke hergerichtet.

Speierloch-1925
Speierloch-1925
Das Speierloch im Jahr 1925; Blick von Norden in Richtung Heidingsfeld (Stadtarchiv Würzburg, Städt. Lichtbildstelle II, Heidingsfeld)


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