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Das Gunzert-Haus

Nach der Restaurierung des Verwaltungs- und Wohnsitzes aus der deutschen Kolonialzeit kann das Gebäude heute als Kultur-, Informations- und Tourismuszentrum genutzt werden.

Der deutsche Kolonialbeamte Theodor Gunzert baute während seiner Amtszeit als Bezirksamtmann in Mwanza auf einem Hügel inmitten des heutigen Stadtgebiets seine Residenz, die gleichzeitig Wohnhaus und Verwaltungsgebäude war. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das sogenannte Deutsch-Ostafrika vom Völkerbund unter Britisches Mandat gestellt und das Haus von der britischen Verwaltung in Mwanza genutzt. Nach der tansanischen Unabhängigkeit war es auch der Dienstort tansanischer Beamter, bevor es schließlich aufgrund der fehlenden Straßenanbindung aufgegeben wurde. Jahrzehntelanger Leerstand und Verfall waren die Folge.

Das touristische Potenzial des Hauses wurde 2011 erkannt. Teil der erfolgreichen Arbeit verschiedener lokaler Toursimusakteure war die Sensibilisierung für die Bedeutung des Hauses, das in dem Beschluss mündete, das Haus zu restaurieren und Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Mit einer Kofinanzierung der Stadt Würzburg und dem Kulturerhaltprogramm des Auswärtigen Amts konnten die notwendigen Renovierungsarbeiten am Gebäude geleistet werden. Diese fanden 2021 ihren Abschluss. Im Anschluss stellten die Würzburger Sparkassenstiftung und die Stadt Würzburg weitere Gelder zur Verfügung, die die Anschaffung von Möbeln und weiterer Ausstattung ermöglichten, sodass die historische Stätte jetzt als Kulturzentrum und Museum genutzt werden kann.

Zwei Ausstellungen, die von deutschen Freiwilligen in Zusammenarbeit mit Studierenden und Dozenten der Fachbereiche Tourismus und Geschichte der St. Augustine University of Tanzania in Mwanza erarbeitet wurden, können dauerhaft im Gunzert-Haus besucht werden. Die historische Ausstellung rückt die Kultur der lokalen Bevölkerungsgruppe der Sukuma vor, während und nach der Kolonialzeit in den Fokus. Die ehemalige Residenz der deutschen Kolonialverwaltung bietet dabei den idealen Raum für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihrer Auswirkung auf Gegenwart und Zukunft. Die zweite Ausstellung "Mwanza's hidden stories" ergänzt das Angebot für Touristen um Informationen zu weiteren touristischen Highlights in der Stadt und ihrem Umland.

Außerdem nutzt das Kollektiv Colour Mwanza die Räumlichkeiten des Hauses für die eigene Kunst und um Kindern der umliegenden Schulen Mal- und Musikunterricht anzubieten. Doch auch alle anderen Bewohnerinnen und Bewohnern Mwanzas können das Gunzert-Haus als Begegnungsstätte und Veranstaltungsort für Feierlichkeiten nutzen.

Die Umbenennung des nach wie vor nach dem deutschen Kolonialverwalter benannten Gunzert-Hauses wurde und wird nach wie vor diskutiert. Geschichtsstudierende der St. Augustine University starteten 2022 zusammen mit deutschen ASA-Freiwilligen eine neue Initiative zur Umbennung in Mwanza boma. Das Wort "boma" bedeutet unter anderem "Fort" und wird in Tansania insbesondere für die früheren Bezirksämter, Verwaltungs- und Militärstationen aus der deutschen Kolonialzeit verwendet. Die Diskussion zur Umbenennung innerhalb der tansanischen Stiftung, die das Gebäude verwaltet, ist noch nicht abgeschlossen.

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