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Erste angestellte Wissenschaftlerin der JMU mit Straßenbenennung geehrt

Der Karl-Ritter-von-Frisch-Weg heißt nun Barbara-Thein-Weg. Universitätspräsident Prof. Dr. Paul Pauli und Oberbürgermeister Christian Schuchardt enthüllten gemeinsam das Straßenschild an der östlichen Seite des universitären Sportzentrum auf dem Hubland-Campus.

Barbara-Thein-Weg
Barbara-Thein-Weg
Nun ist es offiziell: Den Karl-Ritter-von-Frisch-Weg auf dem Hubland-Campus gibt es nicht mehr, neue Namensgeberin ist Barbara Thein. Universitätspräsident Prof. Dr. Paul Pauli (m.) und Oberbürgermeister Christian Schuchardt (3.v.re.) enthüllten gemeinsam das neue Straßenschild. V.li. Dr. Axel Metz (Leiter Stadtarchiv), Universitäts-Vizepräsidentin Prof. Dr. Anja Schlömerkemper. V.re. Dr. Markus Holtz (Leiter Universitätsarchiv), Prof. Dr. Brigitte Burrichter (Frauenbeauftragte JMU). Die Kontextualisierung mit Erläuterungen zur Benennung wird noch unter dem Straßenschild angebracht. Foto (c): Claudia Lother

Der Weg, der zum Schönstattzentrum führt, ist öffentlich nicht gewidmet und befindet sich im Eigentum des Freistaates Bayern, die Universität ist Grundbesitzverwalterin.

In ihrem Abschlussbericht hatte die Straßennamenkommission eine Umbenennung oder zumindest Kontextualisierung des Karl-Ritter-von-Frisch-Weges empfohlen. Der Stadtrat hatte sich im März 2022 nach ausführlicher Diskussion in den politischen Gremien und in der Öffentlichkeit für eine Umbenennung des Weges ausgesprochen. Auch die Universität Würzburg teilte die Auffassung und der Präsident der Universität Würzburg, Prof. Dr. Paul Pauli, erklärte das Einverständnis mit der Umbenennung. Auf Vorschlag der Universität wurde Barbara Thein als neue Namensgeberin ausgewählt. Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Universitätspräsident freuen sich über die neue Namensgebung. „Vor dem Hintergrund von Frischs Geschichte“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt, „war eine fortdauernde Ehrung von Frischs durch einen Straßennamen nicht mehr angemessen.“ Prof. Pauli dankte dafür, dass der Vorschlag Theins Berücksichtigung gefunden habe, denn „Barbara Thein kann wohl als erste angestellte Wissenschaftlerin der Universität Würzburg gelten und ist mit ihrer Tätigkeit seit 1796 die erste belegte Frau, die an unserer Universität beschäftigt war.“

Barbara Thein (1775-1842) aus Haßfurt war Schülerin und Gehilfin des Leiters des Naturalienkabinetts, Josef Bonavita Blank (1740-1827). Thein forschte zur Herstellung wirksamer Mittel, um ausgestopfte Tiere länger haltbar zu machen, auch Wasserlebewesen konservierte sie dauerhaft und verfügte über umfassende mineralogische Kenntnisse. Der Präsident der St. Petersburger Mineralogischen Gesellschaft versuchte, sie bei einem Besuch der Würzburger Sammlung für ein Jahresgehalt von 6.000 Rubel abzuwerben. Doch Barbara Thein blieb in Würzburg trotz des geringen Einkommens von 200 Gulden, die ihr Blank persönlich von seiner Leibrente zahlte. Blank wünschte sich Barbara Thein aufgrund ihrer Qualifikation als Lehrerin für die Erstellung von Mosaikbildern aus Naturalien und als Mitgehilfin im Kabinett nach seinem Ableben. Doch nach seinem Tod kam es ab 1829 zu größeren Auseinandersetzungen mit den Nachfolgern Blanks und der Universität über ihre Tätigkeit und ihr Gehalt. Sie war Ehrenmitglied in verschiedenen wissenschaftlichen bzw. geologischen Gesellschaften wie der Jenaer Mineralogischen Gesellschaft oder der Wetterauischen Naturforschenden Gesellschaft.

Zu Karl Ritter von Frisch (1886-1982): Die Benennung des Karl-Ritter-von-Frisch-Wegs in der Nähe der damaligen Bienenstation wurde 1983 vorgenommen, um Karl Ritter von Frisch als bekannten Zoologen und Verhaltensforscher zu ehren, der 1973 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet worden war, insbesondere für seine Forschungen über die Sinneswahrnehmung und Kommunikation von Bienen. Die Straßennamenkommission kam jedoch zur Empfehlung, die Straße umzubenennen oder den Namen zumindest zu kontextualisieren, da von Frisch in seinem populärwissenschaftlichen Werk „Du und das Leben“ eindeutig mit rassistischen Gedanken hervortrat und die nationalsozialistischen „Rassegesetze“ lobte. Er stand dem Nationalsozialismus persönlich zwar offenbar zurückhaltend gegenüber, setzte sich sogar 1939/40 erfolgreich für die Freilassung polnischer Wissenschaftler aus dem KZ Dachau ein. Doch er traf in „Du und das Leben“ eindeutige Einordnungen, die als Unterstützung für die nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen gegenüber Menschen mit Behinderungen begriffen werden konnten – und nutzte eine der NS-Propaganda sehr ähnliche Sprache. „Es ist davon auszugehen, dass er damit und durch die Verwendung des entsprechenden Vokabulars die rassistischen Maßnahmen des NS-Regimes und dessen Praxis der Zwangssterilisationen und des Krankenmords objektiv begünstigt hat“, so die Wertung der Straßennamenkommission.

(20.02.2023)

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