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Bilanz nach einem Jahr Nachtleben-Projekt:
"Wichtige Teilerfolge erzielt"
Miteinander-Teams weiter vor Ort

Im August vor einem Jahr startete das Projekt „Nachtleben in Würzburg – sicherer und konfliktfreier machen!“. Das nächtliche Feiern am Mainufer und in der Sanderstraße sowie an weiteren Hot Spots hatte Müll und Lärm als Folge und wurde von der Stadt Würzburg mit einem neuen Nachtkonzept in den Fokus genommen.

Das Konzept war Antwort auf die neuen, sich rasch entwickelnden Herausforderungen, die sich zuvor in den Corona-Jahren rasant entwickelt hatten, als insbesondere Kneipen und Diskos lange nicht zur Verfügung standen und sich das Ausgehen und Feiern zunehmend ins Freie verlagerte. Das Konzept beinhaltete präventive Abstimmungs- und Gesprächsrunden, ein Allparteiliches Konfliktmanagement durch ein „Miteinander-Team“, Planungs- und Gestaltungsfragen und neue, verbindliche Regeln, die auch durchgesetzt und bei Störungen mit Verwarngeldern belegt werden.

Der Leiter der Allgemeinen Bürgerdienste, Dr. Uwe Zimmermann, zieht nun nach dem Einführungsjahr eine positive Zwischenbilanz: „Allen Akteuren war klar, dass sich der Interessenskonflikt zwischen dem Ruhebedürfnis der Anwohnern einerseits und dem Feierverhalten der Nachtschwärmer andererseits nicht vollständig und schon gar nicht in wenigen Monaten lösen lässt.“ Dennoch freut er sich: „Wir haben viel kommuniziert, wichtige Teilerfolge erzielt und sind nun wesentlich näher an einem fairen Ausgleich zwischen den Interessenlagen.“ 
Die pauschal zusammengefasste Erfahrung der Stadt Würzburg: An den Örtlichkeiten Leonhard-Frank-Promenade, Alter Kranen, untere Juliuspromenade sind die Beschwerdelagen sehr niedrig bis kaum mehr vorhanden; in der Sanderstraße ist das Niveau der Störungen insbesondere an den Wochenenden zwischen 1 und 4 Uhr noch immer stagnierend und zu hoch. Insbesondere Lärm und auch die Hinterlassenschaften weniger Feiernder belasten hier nach Ansicht der Stadt noch immer die Anwohner. 

Die Stadt Würzburg setzt dabei nicht nur auf den Kommunalen Ordnungsdienst und die Zusammenarbeit mit der Polizei. Neben den Runden Tischen mit Anwohnern und den Gastronomiebetrieben sowie der Interessengemeinschaft Sanderstraße wurde vor einem Jahr die Evangelische Jugendhilfe e. V. beauftragt, ein Allparteiliches Konfliktmanagement aufzubauen, das auch mit Mediatoren nachts im Einsatz vor Ort ist. „Gerade dieser Teil des Konzepts setzt nicht auf Kontrolle oder Sanktionen, sondern auf Kommunikation und Aufklärung und will so Rücksichtnahme und Respekt fördern, um nächtliche Störungen zu reduzieren“, erklärt Wolfgang Kleiner, der Kommunalreferent der Stadt Würzburg. „Freitags und samstags sind die Mediatoren situationsabhängig in den Mainwiesen und der Sanderstraße sowie an anderen Hot Spots bis 2 oder 3 Uhr unterwegs. Dabei leisten sie schon ab den frühen Abendstunden eine wertvolle Arbeit, weil sie unermüdlich Regeln erklären, bei kritischen Situationen konfliktlösend sensibilisieren und ein aktuelles Lagebild zu Lärm- oder Verschmutzungsaufkommen erstellen“, so Kleiner weiter.

Wöchentlich tagt eine Runde im Rathaus bestehend aus Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst, Miteinanderteam und Ordnungsamt um die Situation des Wochenendes nach zu besprechen und die kurz-, mittel- und langfristig notwendigen Schlüsse aus den Erkenntnissen zu ziehen. Dabei können die umzusetzenden Maßnahmen ganz unterschiedlich ausfallen: Sondereinsätze der Polizei zum Nachfahrverbot, Anheben des Verwarngeldes beim „Wildpinkeln“ auf 55 Euro, hinweisbezogene Lärmmessungen, Werbe- und Plakataktionen zum Nachbarschutz und gegen das „Wildpinkeln“, Talkrunden und Befragungen, Beschilderung und  Beleuchtung der öffentlichen Toilettenanlage am Beginn der Sanderstraße/Sanderglacisstraße, Ausweitung der Aktion „Nette Toilette“ oder Nachjustierung öffentlicher Mülleimer. „Gerade in der Sanderstraße sind wir auch der Interessengemeinschaft und den Gastronomen dankbar, dass sie eigene Wege und Initiativen ergreifen, um Konflikte zu vermeiden und Verschmutzungen und Lärm zu reduzieren – und morgens zu beseitigen.“, stellt Dr. Zimmermann heraus.

Zu der neuen Sicherheitsphilosophie passt auch die Vorgehensweise in der Grünanlage am Sanderauer Mainufer. Die Grünanlage unterhalb des Ludwigkais und entlang des Theodor-Heuss-Damms Richtung Konrad-Adenauer-Brücke sollte zum Anwohnerschutz von Lärm und Unrat spürbar entlastet werden. Ab dem Grillplatz unterhalb der Minigolfanlage entlang des Uferns in südliche Richtung Feggrube und Sportzeitrum der Turngemeinde Würzburg sind „Stadtterrassen“ entstanden. Mit neuen Möbeln, mehr Mülleimern und temporären, beleuchteten Toiletten will man hier Anreize schaffen, um die Feiernden im Sommer von den großen Wohnhäusern weg in Richtung Feggrube zu verlagern. Diese Schritte erfolgen in enger Abstimmung mit dem Gartenamt. Dennoch weist die Stadt darauf hin, dass auch dort wo kein Musikanlagen- oder Alkoholverbot besteht, die Nachtruhe und die Rücksichtnahme auch zu beachten sind. „Diese kleine Verlagerung hat im ersten Jahr schon recht gut geklappt. Einige Hundert Meter weiter zu laufen oder zu radeln, wird von den wenigsten Uferbesuchern als Einschränkung wahrgenommen“, so Kleiner. 

Die Kommunikation war von Anfang an zentraler Bestandteil der Gesamtkampagne. Mit Pressemitteilungen, Social-Media-Beiträgen, Plakataktionen oder auch Botschaften auf Bierdeckeln hat man immer wieder neue Wege ausprobiert. Die Kommunikation soll bewusst keine Einbahnstraße von der Stadt Richtung Bürgerschaft sein, sondern es gibt auch Umfragen, Infoveranstaltungen oder eben verlässliche Ansprechpartner vor Ort, damit Anregungen ohne Verzögerung und zusätzlichen Frust das Ordnungsamt erreichen.

Der Würzburger Stadtrat hat im Juni die Kooperation mit dem Verein „Erleben, Arbeiten und Lernen - Evangelische Jugendhilfe“, der das Personal für die Miteinander-Teams stellt und schult, bis Sommer 2025 verlängert. „Dies ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass man mit dem bisher gemeinsam Erreichten und der Organisationsform überparteilich und im politischen Konsens weiter geht“, resümiert Kleiner. Auch er sieht die Probephase als sehr geglückt an und mahnt: „In Fragen der Rücksichtnahme und der Innenstadtkonflikte zur Nachtzeit braucht man immer einen langen Atem.“ Kleiner und Dr. Zimmermann sind sich einig, dass es bisher ein intensiver Prozess mit vielen Arbeitsstunden und Extraschichten war, dass sich die Akteure aber bestmöglich gefunden haben und sich das Projekt in den kommenden zwei Jahren beweisen kann. „Wir bleiben weiter dran!“, so das Versprechen.

Weitere Informationen unter Miteinander-Team Würzburgexterner Link
 

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