Menü

Historisches Hochwasser 1342 | Das 1000-jährliche "Magdalenenhochwasser"

Das  Hochwasser von 1342 - auch als "1000-jährliches Hochwasser" bekannt

Am St. Magdalenentag des Jahres 1342 - das entspricht dem 21. Juli nach unserer Zeitrechnung - wurde Mitteleuropa vom größten bekannten Hochwasser heimgesucht.

Nach längerer Trockenheit folgte ein "zwei Tage anhaltender außerordentlicher Wolkenbruch". Damals stand das Wasser des Mains in Würzburg bis nahe an den Dom.

Aus der Rheinregion wird berichtet, dass im Mainzer Dom "das Wasser einem Mann bis zum Gürtel stand" und man in Köln mit Booten über die Stadtmauer fahren konnte. In den Chroniken von Regensburg, Passau und Wien wird das Magdalenenhochwasser als katastrophales Donauhochwasser beschrieben; ebenso an Mosel, Moldau, Elbe, Werra, Unstrut und Weser. Selbst Kärnten und die Lombardei wurden vom Hochwasser nicht verschont.

Hochwassermarken am GrafeneckartDas Hochwasser von 1342 ist das bei weitem höchste bekannte Hochwasser am Main.

Bemerkenswert ist, dass es sich um ein Sommerhochwasser handelt, während fast alle großen Hochwasser am Main in die „besonders Hochwasser gefährdete Zeit vom 1. November bis 30. April“ fallen, also sog. Winterhochwasser sind.

Die Winterzeit ist durch frostbedingte Bodenversiegelung und tauwasserbedingte Abflussverschärfung „anfälliger“ für Hochwasser, da große Abflüsse bewältigt werden müssen. Die Wasserstände wurden - vor dem Ausbau des Maines - oft zusätzlich durch  Eisgang verschärft. Daher ereignen sich Hochwassersituationen am Main meist im Winter; trotz der größeren Niederschläge im Sommer.

Das Magdalenenhochwasser von 1342 ist statistisch nicht mehr erfassbar, es wäre mit „seltener als ein 1000-jähriges Hochwasser“ einzustufen.


Der Abfluss des Maines 1342

Der Main bzw. das Mainbett hat sich im Laufe der Jahre stark gewandelt. Um dennoch eine Vergleichbarkeit der Hochwasser zu erhalten, wird der jeweilige Abfluss berechnet.

Der Main dürfte beim Hochwasser 1342 durch den Einsturz der Brücke  noch um bis zu 0,5 m aufgestaut worden sein. Die  Abflusskurve (die Geländeform bzw. der Flussquerschnitt) wird für die Zeit vor 1877 als konstant angenommen. Aus ihr ergibt sich bei geradliniger Extrapolation bei „Pegelstand“:

  • 10,3 m ein Abfluss von 3600 m³/s,
  • 10,0 m ein Abfluss von 3400 m³/s und
  •   9,5 m ein Abfluss von 3050 m³/s.

Beim Abfluss von rund 3000 m³/s sind alle wasserstands- und Abfluss mindernden Faktoren großzügig berücksichtigt, so dass er einen Mindestwert darstellt. Der Abfluss dieses Hochwassers kann daher mit 3300 m³/s +/- 10 % angegeben werden.


Mögliche Ursache der Hochwasserkatastrophe

Das Hochwasser von 1342 kann am besten mit dem Hochwasser von August 2002 an der Elbe verglichen werden, auch hier wurden bisher nicht gekannte Wasserstände erreicht.

Besagtes Elbhochwasser 2002 ebenso wie das Oderhochwasser 1997 wurde durch eine sog. V b „fünf B“ Wetterlage verursacht: Hierbei wird ein Bodentief über dem warmen Mittelmeer im Golf von Genua und der Adria mit Wasser aufgeladen und umgeht auf dem Weg zu uns die Alpen im Osten, so dass es sich an den Alpen nicht abregnen kann. Dies führt zu extremen Niederschlägen,  die durchaus mehrer Tage andauern können.


Woher die Höhe des Wasserstandes bekannt ist

In Würzburg ist zwar keine Hochwassermarke von 1342 nachgewiesen, jedoch geben historische Quellen Auskunft:

„Am Maria Magdalenatag  und am folgenden Tag (am 21/22. Juli) fiel ein außerordentlicher Wolkenbruch, welcher den Mainstrom so sehr anschwellte, daß der selbe allenthalben weit aus seinem Bette trat, Äcker und Weingärten zerstörte und viele Häuser samt ihren Bewohnern fortriß. Auch die Brücke in Würzburg sowie die Brücken anderer Mainstädte wurden durch die Wuth des Gewässers zertrümmert. In der Stadt Würzburg trat der Strom bis an die erste steinerne Säule an den Domgreden.“

Die Domgreden (um 1200 bis 1644) waren ein hallenartiger Vorbau zur Domstraße, der aus drei Rundbogenstellungen und einem Obergeschoß bestand. Er diente als Markt. Das Obergeschoss diente dem Domwächter als Wohnung.

Der Grundplan des heutigen Domes stammt von 1040, Veränderungen und Umbauten erfolgten ab 1125 von Enzelin, der auch die steinerne Brücke gebaut hat. 1188 wurde der Dom eingeweiht. Über dieses Ereignis und den Wasserstand von 1342 war an die Wand geschrieben:

„Anno milleno tercento quandrante secundo
Accedit Herbipoli, quod Magnus ilico cum vi
Pontem confregit multos hominisque coegit
Casis exire, si non voluere perire.
Praxis in festo talis fluvii menor esto
Navibus hi portus quando fuere gradus“

Demnach stand das Wasser bei diesem gewaltigen Hochwasser 1342 bis nahe an den Fuß der jetzigen Domtreppe, der auf 175,30 m NN liegt.

Über die Größe der Halle wurden keine Angaben gefunden. Bei drei Rundbogenstellungen werden die Greden wohl kaum mehr als 25 m lang gewesen sein. Die heutige Straßenoberfläche liegt im Bereich der damaligen ersten Säule auf rd. 174,8 m NN. Nimmt man noch eine um 0,5 m höhere Geländeoberfläche als damals an, so kommt man auf einen Wasserstand von 174,3 m NN bzw. 10 m am heutigen Pegel.
 

Quellen

„Hochwasserwahrscheinlichkeit am schiffbaren Main“ H. Schiller BayLfW Juli 1981
„Was macht eine Großwetterlage zur Hochwasserlage in Bayern?“ Willy Kästner BayLfW 1997
„175 Jahre Pegel Würzburg, Daten und Fakten“ Wilhelm Handke, Johann Kendziora, Jürgen Beckmann Wasser und Schifffahrtsdirektion Süd / Würzburg 1999



 

>>> zurück